Vierzig Jahre muslimehelfen Projekte

Ahmad von Denffer

Im Koran heißt es vom Menschen, wenn er vierzig Jahre erreicht hat, er sagt: Mein Herr, erteile mir, daß ich Deine Wohltat danke, mit der Du mir wohlgetan hast und meinen beiden Eltern, und daß ich Rechtschaffenes tue, das Dir wohlgefällt, und gib mir Rechtschaffenheit in meiner Nachkommenschaft, ich kehre reuig um zu Dir, und ich bin einer von den friedenmachend Ergebenen (d.i. Muslimen, 46:15).

Gegründet 1985

Als Reaktion auf das Leiden, weltweit hervorgerufen durch Kriege, Naturkatastrophen und strukturelle Not und sichtbar geworden durch die große Hungersnot in Ostafrika 1984, gründeten in Deutschland ansässige Muslime unterschiedlicher Nationalität nach einigen Vorarbeiten am 5. April 1985 das Hilfswerk muslimehelfen e.V. (mh). Sie legten damit den Grundstein für die erste organisierte muslimische Hilfsarbeit von deutschem Boden aus. Zweierlei war dabei wesentlich und miteinander verbunden – das konkrete Helfen und der Gottesbezug.

Viel hat sich verändert

Die erste Hilfsmaßnahme war eine Medikamentensammlung für notleidende Menschen im kriegsgeplagten Afghanistan. Seither sind vier Jahrzehnte vergangen, und es hat sich viel verändert, von der Fortentwicklung der Kommunikation und Medien über die welt- und innenpolitischen Verhältnisse bis hin zum Klima. Optimisten, die eine Verbesserung erwarteten, sind enttäuscht. Selbst die erst im Jahr 2000 festgelegten „Millennium-Entwicklungsziele“ der Vereinten Nationen wurden weitgehend, wenn nicht überhaupt, verfehlt. Insbesondere die weltweite Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen sinkt nicht, sondern steigt immer mehr, allein von 2023 auf 2024 um 5 Prozent auf über 122 Millionen Menschen. Ebenso kommt es zu mehr klimabedingten Naturkatastrophen, die vor allem den ohnehin Armen ihre Lebensgrundlagen zerstören.

Während all dieser Zeit setzte muslimehelfen sich ein „für bedürftige Menschen vor allem in Notstandsgebieten, bei Krieg, Hungersnot und Naturkatastrophen sowie für anderweitig unschuldig in Not geratene Menschen…“, wie es schon von Anfang an in der Satzung hieß.

Große und kleine Katastrophen

Über die großen Katastrophen wie etwa Erdbeben, Überschwemmungen oder Dürre, aber auch Kriege, die sich immer wieder ereignen, berichten die Medien und machen damit auf die Notwendigkeit aufmerksam, den Betroffenen zu helfen. Doch daneben gibt es unzählige kleine Katastrophen, von denen man hierzulande nie etwas erfährt. Wenn beispielsweise in Kambodscha, wo viele Häuser aus Holz gebaut sind und nicht selten noch auf offenem Feuer gekocht wird, ein solches Haus niederbrennt, werden oft auch noch die nahebeigelegenen Häuser von den Flammen erreicht. Der Verlust und die daraus folgende Not für die Betroffenen sind ebenso schlimm wie die Nöte der Opfer von großen Katastrophen. Nur wenn man vielleicht Verbindungen in derart abgelegene Gegenden hat, wird man benachrichtigt und kann dann möglicherweise Menschen in Not Beistand leisten. muslimehelfen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder auch um Hilfe bei kleinen Katastrophen gebeten und konnte sie leisten, al-hamdu li-llah.

Vom Ehrenamt zur Professionalisierung

muslimehelfen begann seine Arbeit als ein sehr kleiner Kreis von „Ehrenamtlichen“, die alles Erforderliche von zuhause aus erledigten und die damit verbundenen Kosten trugen. Die weitere Entwicklung machte schrittweise eine Professionalisierung erforderlich. Sowohl der wachsende Umfang der Spenden als auch die Umsetzung der Hilfsprojekte waren allein von den freiwilligen Mitwirkenden nicht mehr zu bewältigen. Nach etwa fünf Jahren erfolgte erstmals die Einstellung einer unterstützenden Teilzeitkraft und 1993 infolge des Bosnienkriegs erstmals einer Vollzeitkraft. Heute hat muslimehelfen ein Büro mit drei kleinen Abteilungen, überwiegend mit Schwestern als Teilzeitbeschäftigten, die sich um die Bereiche Projekte, Spenden und Verwaltung kümmern.

Ein Gemeinschaftswerk geblieben

An die Stelle der Gründer und anfänglichen Helfer sind längst ihre Nachfolger getreten. Doch trotz mancher Veränderungen ist muslimehelfen ein Gemeinschaftswerk von Muslimen in Deutschland geblieben, das in den vergangenen 40 Jahren allein durch Allahs Hilfe und nur mit der Unterstützung der Spender seine zahlreichen Projekte verwirklichen konnte. Sie hier alle auch nur aufzuzählen, geschweige denn zu schildern, ist nicht möglich. Angefangen mit der Medikamentensammlung von 1985 waren es bald um ein halbes Dutzend im Jahr, dann zunehmend mehr, und schließlich über Hundert jährlich. Allein im vergangenen Jahrzehnt waren es nach Angabe auf der muslimehelfen-Internetseite über 1300. Insgesamt müssen es Zehntausende von Bedürftigen gewesen sein, denen die Hilfsmaßnahmen zugutekamen.

Information über Projekte

Zu Beginn informierte muslimehelfen über die Projekte durch Berichte in der Zeitschrift „Al-Islam“. Später kamen gelegentliche muslimehelfen-Infoblätter hinzu, im März 2000 die erste Ausgabe der „muslimehelfen-zeitung“, und dann mit der Internetseite „www.muslimehelfen.org“ und den „Social media“ sowie „Youtube“ Informationsmöglichkeiten, die es zur Gründungszeit von muslimehelfen noch gar nicht gab.

Arten von Projekten

Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Arten von Projekten herausgebildet. Die Hilfsmaßnahmen von muslimehelfen sind teils durch den Jahresablauf oder durch besondere Umstände bedingt. Vom Jahresablauf bedingt sind die alljährlichen Ramadan-Projekte, die Kurban-Projekte, Festgeschenke für bedürftige Kinder und die Winterhilfe. Umständehalber bedingte Projekte sind Not- und Katastrophenhilfe, Flüchtlingshilfe, Waisenhilfe, Gesundheitsfürsorge und medizinische Hilfe, Behinderten- insbesondere Blindenhilfe, Bildungsförderung und Berufsausbildung sowie Existenzgründungsforderung.

Alleinstellungsmerkmale

Allen Projekten gemeinsam ist aber, daß es dabei allein um die Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen geht. Dies unterscheidet muslimehelfen von vielen anderen sogenannten Nichtregierungsorganisationen, die humanitäre Hilfe oftmals mit weiteren Interessen verbinden. muslimehelfen führt Hilfsmaßnahmen durch, wo Hilfsbedürftigkeit besteht, wo die Verhältnisse vor Ort eine sinnvolle und effektive Hilfeleistung erlauben, wo die Hilfsmaßnahmen allein den Hilfsbedürftigen zugutekommen und die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen. Die Projekte erfolgen stets in Zusammenarbeit mit einheimischen Partnern vor Ort. Auslandsbüros und die damit verbundenen Kosten werden so vermieden. Auch längerfristig angelegte Projekte gehen in die Verantwortung der Partner über, selbst wenn muslimehelfen bei Bedarf weiter unterstützt.

Das erste Jahrzehnt

Über die ersten zehn Jahre berichtete das muslimehelfen-Infoblatt zum Ramadan 1996, nachstehend gekürzt, wie folgt:

1985 

  • Als Reaktion auf das Leiden, das Muslimen weltweit durch Kriege, Naturkatastrophen und strukturelle Not widerfährt, gründen in Deutschland ansässige Muslime unterschiedlicher Nationalität das Hilfswerk muslimehelfen V. Sie legen damit den Grundstein für die erste organisierte islamische Hilfsarbeit von deutschem Boden aus….

1986  

  • muslimehelfen versorgt Hungernde in Äthiopien und organisiert… mit anderen…
  • einen Medikamententransport für afghanische Flüchtlinge.
Sachspenden für Afghanistan, Februar 1986

1987

  • Auch in diesem Jahr zwingt der Krieg, den die damalige Sowjetunion nach Afghanistan getragen hat, zu umfassender Flüchtlingshilfe von Pakistan aus: Medikamente, Lebensmittel und Decken.

1988  

  • Zwei erste längerfristige Projekte… Flüchtlingshilfe von Uganda aus,
  • und finanzielle Unterstützung von Witwen und Waisen in Palästina…

1989  

  • Hungersnöte in Äthiopien und … Sudan erfordern… Unterstützung… mit Lebensmitteln und Medikamenten.
  • Nach… Erdbeben im Iran erstmals Hilfslieferungen auch in dieses Land.

1990  

  • Schwerpunkt… Hilfe für Palästina in… der Intifada … Patenschaften für Waisenkinder.

1991  

  • … Lebensmittel und Medikamente nach Albanien… In Palästina… Aufbau einer Poliklinik…
  • Hilfslieferungen in afrikanische Länder… verstärkt.
  • Nach Afghanistan… Medikamente und medizinisches Großgerät…

1992  

  • Lebensmittel, Medikamente und medizinisches Gerät… verschifft… Sudan, Somalia, Uganda, Tansania und Südafrika.
  • Erstmals erreichen Hilfsgüter Bosnien.

1993  

  • muslimehelfen und Muslim Aid vereinbaren enge Zusammenarbeit…
  • Bosnienhilfe…
  • neben der Hilfe für Afghanistan, Palästina und Afrika das größte Volumen…
  • Brunnenbauprojekte in Sierra Leone… seit 1991… abgeschlossen.

1994  

  • Bosnienkrieg verlangt… größten Einsatz. In Visoko … pharmazeutische Produktion aufgebaut… großangelegte Paketaktion…
  • In Sri Lanka… Grundstück zur Ansiedlung von muslimischen Flüchtlingen… finanziert.
  • Im Sudan … Schulen, Lehrstätten und Selbsthilfeprojekt aufgebaut und ausgestattet. Muslimische Studenten in der GUS und Muslime in Kasan … finanziell und mit Medikamenten unterstützt…

1995  

  • Pakete für Bosnien… unterschiedlichen… Zielgruppen angepaßt: Hungernde, Mütter und Säuglinge…
  • In Palästina… Bau einer Poliklinik in Gaza-Stadt gefördert… mit AREA…
  • Mutter-Kind-Pflegezentrum in Kandahar…
  • Medikamente erreichen Muslime in Togo, Kuba und Albanien… In Tschetschenien… medizinische Hilfe…
Mutter-Kind Gesundheitsfürsorge Jalalabad/Afghanistan Okt. 1995

Das zweite Jahrzehnt

Im Dezember 1994 hatte der erste Tschetschenienkrieg begonnen, der Bosnienkrieg endete im Dezember 1995, und die enge Zusammenarbeit mit Muslim Aid lief nach einiger Zeit aus. Ein zusammenfassender Blick auf die Projekte im zweiten Jahrzehnt erschien in der muslimehelfen-zeitung 3/2005, nachstehend nur stark gekürzt wiedergegeben:

1996  

  • Hilfsmaßnahmen für Bosnien… Container mit Hilfsgütern kamen in Senegal an, …
  • Studenten in der ehemaligen Sowjetunion gefördert…
  • Waisenkinder im Sudan erhielten Kleidung, …
  • Klinik in Lomé (Togo) medizinische Ausstattung…
  • umfangreiche Kurban-Aktion eingeleitet und seither jährlich durchgeführt.

1997  

  • Mutter-Kind-Zentrum in Dschalalabad… zweites… in Herat (Afghanistan)…
  • Universitätskrankenhaus Lomé (Togo)… medizinische Geräte (Dialyse u.a.m.),
  • ebenso… Kinderkrankenhaus… Alexandria (Ägypten) und…
  • Krankenhaus Priština (Kosovo).
  • In… Flüchtlingslagern bei Muzaffarabad (Kaschmir/Pakistan) wurden 746 Kinder… neu eingekleidet.
  • Nochmals… Studenten in Russland unterstützt, …
  • in Tulkarem (Palästina) Waisenkinder… Die Palästina-Waisenhilfe… erweitert in „muslimehelfen Waisen“…

1998   

  • … infolge El-Nino-Trockenheit… Reisverteilung im Gebiet Zamboanga (Mindanao). In…
  • Rückkehrersiedlung der Krimtataren… Bachtschisaray (Ukraine) …
  • „Medical Point“ … in Betrieb… Auch für Kosovo… medizinische Hilfe…
  • Weitere Hilfeleistungen… in Afghanistan, Burkina Faso, Ghana, Palästina, Senegal und Uganda.

1999  

  • Kosovo… Soforthilfe sechs Tonnen Lebensmittel, Hygiene-Artikel … drei Tonnen Medikamente… zeitweilig Koordinierungsstelle in Pogradec (Albanien)…
  • 12 000 Hilfspakete an Kosovo-Flüchtlinge…
  • Erdbebenkatastrophe… Türkei… Soforthilfe… 400 kg Medikamente und Wasserreinigungstabletten… anschließend mehrfach Lebensmittel und Zelte, … dann vor allem Wohncontainer…
  • Hilfe für Tschetschenienflüchtlinge in Georgien… fortgesetzt…
Hygieneartikel in Kosovo, 1999
Wohncontainer nach Erdbeben in der Türkei 1999

2000  

  • Erneut… Ostafrika… Dürrekatastrophe… in Fafan (bei Dire Dawa, Äthiopien)… Mutter-Kind-Ernährungsstation…,
  • In Kenia… zehn neue Brunnen gebaut und zehn… bestehende mit Handpumpen ausgestattet…
  • in Afghanistan… Flüchtlinge… erhielten über vier Monate Lebensmittelpakete und Haushalts-Sets… in Kabul…
  • Flüchtlinge in Peschawar (Pakistan) … Steppdecken für den Winter…
Mutter-Kind Ernährungsprogram in Äthiopien 2000.

2001  

  • Tschetschenische Flüchtlinge in Georgien…
  • erneut… Lebensunterhalt und Gesundheitsversorgung. Medizinisches Gerät… nach Baku (Aserbaidschan)… dort zudem… Hilfsprojekt für tschetschenische Mütter und Waisen…, auch in den Folgejahren…
  • Reisverteilungen in Mindanao (Philippinen)…
  • fortgesetzt… Erdbebenopfer in Gujarat (Indien)… unterstützt…
  • Auf der Krim (Ukraine)… „Medical Point“ in Bachtschisaray… zudem… dort… TBC-Vorsorgeprogramm…

2002  

  • Lebensmittelpakete, Decken… in… Nangarhar (Afghanistan) und… Kabul… Abazak-Klinik (Provinz Logar)… mit Personal und Medikamenten ausgestattet…
  • Lebensmittelhilfen sowie Erste Hilfe-Material… nach Jericho und Hebron (Palästina),
  • Lebensmittelhilfe… in zehn Dörfern bei Garut (Java, Indonesien)…
  • Versorgung von Kriegsflüchtlingen mit Reis in… North Cotabato und Davao (Mindanao, Philippinen), „Medical Mission“ auf Palawan (Philippinen)… Unterstützung eines Waisenhauses in Karabulag (Inguschetien)…

2003  

  • „40 Brunnen“-Projekt für Ostafrika…
  • Lebensmittelhilfen… in Sierra Leone…
  • Medikamente für … bevorstehenden Krieg… in den Irak gebracht, … Notversorgung mit Medikamenten, Nahrungsmitteln und Wasser in Bagdad, Kerbela und Basra (Irak)…,
  • in Grozny (Tschetschenien) Ambulanz („Medical Point“) insbesondere für Frauen …
  • Medikamente für die El-Wafa-Klinik… sowie Unterstützung der Zentralen Blutbank in Gaza (Palästina),…
  • Lebensmittelpakete… für Rückkehrerfamilien im Gebiet Srebrenica (Bosnien) 20 Milchkühe…

2004  

  • … Hilfe für die Überlebenden des… Erdbebens in Bam (Iran)…
  • Erdbebenopfer um Al-Houceima (Marokko) erhielten Unterstützung…
  • In Afghanistan sorgte muslimehelfen für die Neueröffnung… eines Krankenhauses in… Gardez (Provinz Paktia)…
  • Puwami-Moschee-Klinik in… Slum von Nairobi (Kenia) erhielt… Medikamentenausstattung…
  • tschetschenische Flüchtlinge in Georgien Winterhilfen,…
  • groß angelegte Sammelaktion von Brillen, … für bedürftige Brillenträger in Kenia…
  • Am 26. Dezember 2004 … die ersten Nachrichten von… Flutwellenkatastrophe in Süd- und Südostasien ein. muslimehelfen… noch am selben Tag aktiv, lieferte bereits drei Tage darauf Trinkwassertanks, Wasserpumpen, Bodenmatten sowie Lebensmittel nach Marathamunai (Sri Lanka) und traf Vorbereitungen für… Notpakete in Indien und Indonesien.

Das dritte Jahrzehnt

2005  

  • Im Vordergrund… stand… das Tsunami-Katastrophengebiet…
  • im Januar im Gebiet Cochin (Kerala, Indien) Haushalts-Sets und Medikamente an Flutopfer…
  • und versorgte obdachlos gewordene Überlebende in Aceh (Indonesien) mit Lebensmitteln…
  • Seit Abschluss der akuten Nothilfephase… für 100 obdachlose Familien in Nintavur und Kuchavelli (Sri Lanka) feste Notunterkünfte…
  • ein Waisenhaus für Mädchen in Kinniya… und… eine medizinische Ambulanz. In Aceh (Indonesien)…
  • nochmals Lebensmittel… und Notinstandsetzung zerstörter Häuser… in Durung… Witwen durch ein kleines Landwirtschaftsprojekt… zu eigenem Lebenserwerb zu kommen… , ein zweites ebenfalls speziell zur Unterstützung von Witwen mit Kindern vorgesehenes Projekt ist in Sigli angelaufen. Erneut wurde die „Woche der Waisen“ durchgeführt und die Sammeldosenaktion erweitert. (Verkürzt aus muslimehelfen zeitung 3/2005)
2005 in Sri Lanka Tsunamihilfe mit Wasserpumpen
Beratung mit Tsunami-Betroffenen in Aceh, Indonesien, 2005

Mittlerweile waren die Projekte im dritten Jahrzehnt so zahlreich geworden, daß später in der muslimehelfen-zeitschrift nur noch über die verschiedenen Kategorien berichtet wurde. Unter der Überschrift „Sorgen nehmen, Hoffnung geben“ war zu lesen: Seit 30 Jahren leistet muslimehelfen humanitäre Hilfe. Immer bemüht durch die Hilfsprojekte in die Zukunft der Begünstigten zu investieren. Natürlich sind kurzfristige Hilfen wie im Ramadan oder zu Kurban wichtig. Noch wichtiger ist die Nachhaltigkeit der Projekte, das bedeutet eine langandauernde Wirkung der Spenden. Schon jetzt laufen Projekte erfolgreich, die vor vielen Jahren begonnen wurden. Diese entwickeln sich so gut, dass sie den Bedürftigen langfristig nutzen.

Bildung

Die Bildungsprojekte von muslimehelfen dienen besonders den Kindern, aber auch jungen Erwachsenen. Oft fehlt ihnen Zugang zu Bildung. Erst Ende 2014 hat zum Beispiel das Dorf Vranjt Gujras in Albanien seine erste Grundschule errichten können. Gani H. lebt in dem Dorf und sagt dazu: „Wenn eine Schule gebaut wird, ist das nicht nur für einen Moment gut, das ist wichtig für die Zukunft.“

Nahrung und Landwirtschaft

Hierbei geht es um die Verteilung von Lebensmitteln. Neben dieser kurzzeitigen Hilfe wird auch nachhaltig geholfen. Wie 2014 in Uganda, wo 80% der Einwohner von der Landwirtschaft leben. Den Bedürftigsten im Bezirk Mpogo wurden 10kg Saatgut und 3 Hacken ausgegeben. Bauer Mukite A. aus Kadua, Sironko fasst zusammen: „Das wird unsere landwirtschaftliche Arbeit vereinfachen. Wir haben Hacken und Saatgut erhalten und das hat unseren Lebensstandard verbessert.“

Uganda 2014

Medizin & Gesundheit

Kranken und Verletzten, die sich keinen Arztbesuch leisten können, wird geholfen. Auch Krankenhäuser und mobile Kliniken werden ausgerüstet, um Hilfe langfristig gewährleisten zu können. Das Tawfiq Hospital in Kenia ist eines davon. Es hat drei Inkubatoren erhalten. Frühgeborene, wie der 1200 g leichte Ali, konnten mit den Geräten behandelt werden. Seine Mutter Rukia sagt: „Ich bin Euch so dankbar, dass ihr dem Tawfiq Hospital die Geräte gespendet habt.“

Selbsthilfe

Hilfsbedürftigen soll die Möglichkeit gegeben werden aus eigener Kraft und auf erlaubte Weise ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Berufsbildungszentrum in Ruanda ist ein gutes Beispiel dafür. Jugendliche erhalten hier eine Ausbildung, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. So sieht das auch Herr Ayoub, der Projektmanager: „Dieses Projekt bietet eine Lösung.“

Frauenhilfe

Diese Projekte fördern ausschließlich alleinstehende und alleinerziehende Frauen. Sie sollen sich und ihre Familien langfristig selbst versorgen. Das funktioniert bei der Frauen-Kooperative aus Ruanda schon gut. Die Endprodukte, die sie mit den gespendeten Maismühlen herstellen, verkaufen sie und erwirtschaften so ihren Lebensunterhalt. Erst kürzlich wurde das Projekt durch den Bau eines neuen Maismehllagers erweitert. „Es ist so eine Freude,“ sagt die 43-jährige Murekezi T., Mitglied der Nyagatare Vision Cooperative, „Möge Allah euch belohnen.“

Ruanda 2014

Existenzgründung

In Kambodscha haben 150 Familien zwischen Mai 2014 und Mai 2015 einen Mikrokredit erhalten. Natürlich zinslos. Einzelhändler wie die Schneiderin Kei A. aus Phnom Penh konnten so ihre Geschäfte festigen und erweitern. „Ich habe mich so über den Mikrokredit gefreut, weil er ohne Zinsen ist und ich ihn Schritt für Schritt zurückzahlen kann“, berichtet sie.

Waisenhilfe

Waisen erhalten neben den anderen Projekten noch eine zusätzliche Hilfe. Dazu gehören Verpflegung, medizinische Versorgung und Bildung. Ihre selbst bedürftigen Verwandten sind für jede Hilfe dankbar. So wie Yasmeen, die Tante des Waisenjungen Musharaf aus Indien: „Einige meiner Lasten haben sich durch diese Ausbildungshilfe von muslimehelfen verringert. Jetzt habe ich Hoffnung, dass er eine gute Ausbildung haben wird und sein Traum, Arzt zu werden, sich erfüllen wird“.

Not- & Katastrophenhilfe

Durch einen eigenen Notfallfonds kann muslimehelfen bei Katastrophen und Notständen unmittelbar und gezielt Hilfe leisten. So konnten nach der schweren Flut in Kaschmir dort zügig neue Unterkünfte gebaut werden. Witwen, wie der 62-jährigen Jana Begum, wurde geholfen: „Mein Haus wurde zerstört. Ich hatte keinen Ort zum Leben. Durch die Gnade Gottes haben mir einige gute Leute ein Häuschen gebaut. Sie werden dafür belohnt.“ Inschallah.

Winterhilfe

In schwerzugänglichen Gebieten wird armen Gemeinden zum Jahreswechsel geholfen, wie dem Kindergarten in Rozaje, einer Stadt in Montenegro.

Die 52 Kleinkinder dort haben seit 2014 eine Heizung. Eltern wie Mersiha G. sind nun beruhigt: „Als Mutter bin ich besonders für die Heizung dankbar, weil ich mich jetzt nicht mehr sorgen muss, dass mein Kind sich dort erkältet.“ (muslimehelfen 3. Ausgabe 2015)

Diese Darstellung übergeht leider viele für muslimehelfen wichtige Projekte aus dem dritten Jahrzehnt, auf die einzugehen hier indes auch hier der Platz fehlt. Nur als Beispiele seien erwähnt Projekt Olivenbaum Gaza 2007-2009, Erdbebennothilfe Pakistan 2007-2009, Zweites Waisenhaus Bau Sri Lanka 2007/8, Waisenschule Bau Burundi 2009/10, Waisenschule Bau Garut/Indonesien 2010/11, Blindenzentrum Togo 2010, Klinik Bau Haiti 2012, Berufsbildungszentrum Bau Ruanda 2012, Blindenzentrum Bau Togo 2013.

Montenegro Winterhilfe 2014

Das vierte Jahrzehnt

Von mancherlei Widrigkeiten abgesehen, die nicht allein muslimehelfen betrafen, brachte das vierte Jahrzehnt (2015-2024) der Arbeit von muslimehelfen, zwei besondere Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren. Einerseits machten personelle Veränderungen die Einarbeitung jüngerer Mitarbeiter, im Übrigen meist Schwestern, notwendig. Andererseits verursachten die coronabedingten Einschränkungen 2020-2023 veränderte Arbeitsweisen, vermehrten den Bedarf an Hilfsmaßnahmen aber erschwerten zugleich deren Umsetzung vor Ort und schränkten auch den persönlichen Kontakt mit den Partnern ein.

Zudem konnte muslimehelfen sich als freies, von Regierungen, Parteien und anderen Interessen unabhängiges muslimisches Hilfswerk wie schon in der Vergangenheit nicht überall betätigen, wo es notwendig und wünschenswert war. Dennoch gelang es mit Allahs Hilfe neben den üblichen Ramadan-, Kurban- und Winterhilfeprojekten weiterhin zahlreiche Hilfsmaßnahmen umzusetzen, darunter 2015 für Flüchtlinge aus Syrien in Serbien, Bosnien und im Libanon sowie für Flüchtlinge von der Krim in der Ukraine, Berufsvorbereitungszentrum Bau Indien 2016-2019, seit 2017 Unterstützung für Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar in Bangladesch, Indien und Nepal, Erweiterung der Waisenschule Burundi 2017, Krankenhauserweiterung Malindi/Kenia 2018, Waisenhilfen u.a. in Burundi, Indien, Simbabwe 2019, Betrieb des Blindenzentrums in Kadambara/Togo, zahlreiche Corona-Nothilfen in Ländern Afrikas und Asiens 2020-2021, Kleinbauernhilfe in Simbabwe 2023 und viele andere. Für die Begünstigten sind sie allesamt erfreulich, besonders bemerkenswert ist vielleicht eines der Solarprojekte 2024:

Auf den Flachdächern der beiden von muslimehelfen 2005 und 2008 erbauten Waisenhäuser in Kinniya/Sri Lanka wurden 2024 Solarmodule installiert. Die Anlagen versorgen nun die Waisenhäuser mit ihrem eigenen Elektrizitätsbedarf, und überschüssiger Strom kann in das öffentliche Netz gehen. Die Einsparungen einerseits und Einnahmen andererseits erleichtern inschallah den Betrieb beider Waisenhäuser, ein schönes Beispiel für „sadaqa dscharija“ –  eine fortwährende gute Tat.

Anlaß zur Erinnerung

Nun ist muslimehelfen also 40 Jahre geworden, ein Anlaß, daran zu erinnern, wie wir vor 40 Jahren mit dieser Arbeit begonnen haben und wo wir heute mit Gottes Hilfe sind. Anders als der Mensch hat muslimehelfen keine Eltern. Dennoch dürfen und wollen wir Allah danken und allen, die mitgeholfen haben, muslimehelfen das sein zu lassen, was es ist, den Spendern, Helfern, Partnern, Mitarbeitern und Mitgliedern, und Allah bitten, unsere Mängel und Fehler zu vergeben und weiterhin zu Allahs Wohlgefallen und zum Nutzen für die hilfsbedürftigen Menschen als Muslime Rechtschaffenes tun zu dürfen.

Facebook
Twitter
WhatsApp
Email

Jetzt spenden

Deutschland

GLS Bank
IBAN: DE55430609676030448700
BIC: GENODEM1GLS