40 Jahre muslimehelfen – ein Blick zurück und nach vorn

Fouad Rebbah

40 Jahre muslimehelfen – das ist nicht nur ein beeindruckender Zeitraum, sondern auch ein Anlass, um innezuhalten und dankbar zurückzublicken. Für mich persönlich ist dieses Jubiläum eine Gelegenheit, über meine Reise mit dieser Organisation zu reflektieren. Seit 2012 bin ich Teil des Teams und darf heute die Fundraising-Abteilung leiten. In dieser Zeit habe ich viele inspirierende Menschen kennengelernt: engagierte Kolleginnen und Kollegen, motivierte Mitglieder – und natürlich Spenderinnen und Spender wie Dich.

Ohne Eure Unterstützung wäre vieles nicht möglich gewesen. Alhamdulillah – gemeinsam konnten wir zahlreiche Projekte umsetzen, Hilfe leisten, Hoffnung schenken und mit Allahs Hilfe ein kleines Stück dieser Welt verbessern. Fundraising ist dabei der Motor unserer Arbeit. Denn ohne Spenden gäbe es keine Projekte – und ohne Projekte keine Veränderung.

Als ich im Fundraising bei muslimehelfen begann, war vieles noch Handarbeit. Wir hatten keine moderne Datenbank, keine durchdachte Infrastruktur. Spendenbriefe wurden klassisch per Post versendet, Veranstaltungen fanden vor Ort statt, die Webseite war funktional, aber einfach gehalten – und für mobile Geräte kaum nutzbar. Trotz begrenzter Ressourcen gaben wir unser Bestes – mit Herz, Idealismus und einem starken Team.

Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war die Erdbebenkatastrophe in Pakistan 2013. Das Beben mit einer Stärke von 7,7 forderte über 300 Todesopfer. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir eine große Spendenkampagne starten. Alhamdulillah – durch die Hilfsbereitschaft unserer Spenderinnen und Spender waren wir in der Lage, schnell zu helfen.

2013 markierte auch den Beginn eines neuen Kapitels: Wir begannen, unser Fundraising strategisch weiterzuentwickeln. Schritt für Schritt wurden neue Strukturen geschaffen, digitale Kanäle erschlossen und moderne Tools eingeführt. Ein zentraler Meilenstein war der Relaunch unserer Webseite, die den Weg für professionelles Online-Fundraising ebnete. Auch unsere Präsenz auf den sozialen Medien wurde ausgebaut – zeitweise gehörten wir zu den sichtbarsten islamischen Hilfsorganisationen in diesem Bereich.

Ein besonderes Herzensprojekt war die Plattform grünebanane.de – eine Webseite mit kostenlosen Ideen für Spiel, Spaß und gemeinsames Lernen im Familienalltag. Sie wurde ehrenamtlich betrieben, komplett neu aufgebaut und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Auch intern entwickelten wir uns weiter. Unser Fundraising-Team wurde personell verstärkt, ein Servicecenter für Spenderanfragen wurde eingerichtet. 2014 führten wir das speziell für NGOs entwickelte System CiviCRM ein – ein entscheidender Schritt für die professionelle Verwaltung unserer Spenderinnen und Spender.

Inhaltlich haben wir unsere Kampagnenarbeit weiter fokussiert. Heute konzentrieren wir uns auf fünf große Bereiche: Ramadan, Kurban, Not- und Katastrophenhilfe, Hilfe für Waisenkinder und Winterhilfe. Ergänzt wird das Ganze durch kleinere, themenbezogene Aktionen. Besonders wichtig ist uns dabei die enge Zusammenarbeit mit der Projektabteilung, der IT und der Kommunikation – um sicherzustellen, dass die Anliegen unserer Spenderinnen und Spender auch wirklich in der Projektarbeit ankommen.

Verändertes Spendenverhalten und neue Kommunikation

In den letzten Jahren hat sich das Spendenverhalten deutlich verändert. Viele Menschen, die früher nur einmal gespendet haben, sind heute regelmäßig dabei. Rund 80 % aller Spenden kommen mittlerweile online – ein Großteil davon über mobile Endgeräte. Das verändert nicht nur unsere Arbeitsweise, sondern auch unsere Kommunikation.

Neben klassischen Medien wie unserer muslimehelfen-Zeitung setzen wir zunehmend auf digitale Kanäle: Social Media, Newsletter, WhatsApp und E-Mail-Kampagnen. Besonders effektiv sind Formate wie Storytelling, authentische Videos oder sogenannte Social-Proof-Kampagnen, bei denen die Beteiligung anderer Menschen sichtbar wird – das schafft Vertrauen und motiviert zur Mithilfe. Transparenz bleibt ein zentraler Wert. In unseren Jahresrückblicken berichten wir regelmäßig über Projektmittel, Verwaltungsanteile und die Zahl der unterstützten Menschen. Unser Ziel: Die Verwaltungskosten so niedrig wie möglich zu halten, damit möglichst viel bei den Bedürftigen ankommt.

Erfolge, Herausforderungen und neue Wege

Alhamdulillah – die letzten Jahre waren von Erfolg und Wachstum geprägt. Heute sind wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz aktiv und erreichen so den gesamten deutschsprachigen Raum. Besonders beliebt sind unsere Sadaqa Dscharija-Projekte, die langfristige Hilfe ermöglichen – Spenden, die über den Moment hinaus wirken.

Natürlich gab es auch Herausforderungen. Technologische Veränderungen, neue gesetzliche Rahmenbedingungen und weltweite Krisen haben uns gefordert. Die Corona-Zeit stellte uns vor außergewöhnliche Herausforderungen. Viele Menschen waren wirtschaftlich verunsichert – und trotzdem: Die Spendenbereitschaft war außergewöhnlich hoch. Das hat uns zutiefst bewegt.

Diese Erfahrung hat uns gezeigt: Solidarität lebt – gerade in schwierigen Zeiten. Für uns war das nicht nur ein Zeichen der Hoffnung, sondern auch ein Impuls, unsere Arbeit noch flexibler und krisenfester aufzustellen.

Ausblick: Fundraising der Zukunft

Auch nach 40 Jahren wollen wir uns nicht auf Erreichtem ausruhen. Unser Ziel ist es, ein nachhaltigeres Spendenverhalten zu fördern – langfristige Partnerschaften mit Spenderinnen und Spendern, die mehr bewirken wollen als nur punktuelle Hilfe.

Wir setzen auf neue Technologien: Automatisierung, digitale Tools, datenbasierte Analyse – alles mit dem Ziel, Prozesse zu verbessern, neue Zielgruppen zu erreichen und individueller auf die Bedürfnisse unserer Spenderinnen und Spender einzugehen.

Unsere Vision: Ein Fundraising, das menschlich bleibt – aber offen ist für Innovation, effizient in der Umsetzung und wirkungsvoll im Ergebnis. Denn unser Ziel bleibt unverändert: helfen, dort wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird.

Ein persönliches Schlusswort

Was mich motiviert, ist der Gedanke, im islamischen Kontext aktiv Hilfe leisten zu können. Mein besonderer Dank gilt allen Spenderinnen und Spendern – für das Vertrauen, die Treue und die Großzügigkeit. Und meinem wunderbaren Team danke ich für die engagierte Zusammenarbeit.

Ohne Fundraising kein Wandel. Und ohne Wandel kein Fortbestehen.

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