Bescheidenheit und Maß im Ramadan: Ein Ernährungsleitfaden

verfasst von Corinna Rapp

Kennst Du das Gefühl, eine Mahlzeit zu Dir zu nehmen, aber gar nicht darüber nachzudenken? Im Gegenteil: Du siehst fern oder daddelst auf Deinem Handy, nimmst den Geschmack oder Geruch des Essens aber nicht wirklich wahr.

Im Ramadan ist es von besonderer Bedeutung, das eigene Essverhalten zu überdenken. Und: Er bietet Dir die Gelegenheit, nicht nur Deine spirituelle, sondern auch Deine körperliche Gesundheit zu fördern. Umso mehr kann eine bewusste und maßvolle Ernährung dazu beitragen, den wahren Geist des Ramadan zu ehren.

Sogenanntes „Mindful Eating“, zu Deutsch „Achtsames Essen“, sollte im Ramadan im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es hauptsächlich darum, beim Essen nicht in Eile zu sein oder sich ablenken zu lassen, sodass Du jeden Bissen genießen und schätzen kannst.

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist die Praxis, vollständig im gegenwärtigen Moment präsent zu sein. Achtsames Essen heißt, vollständig präsent zu sein, wenn Du isst, und Deine Aufmerksamkeit auf Aromen, Texturen, Geschmäcker und Farben Deiner Speisen zu richten. Es geht um tiefe Dankbarkeit und es geht darum, Verschwendung zu vermeiden.

Achtsames Essen ist eine gute Angewohnheit, die auch der Prophet (saw) gelehrt hat und die von Allah im Koran erwähnt wird.

Die Sunnah des Essens und Trinkens

Auch der Prophet Mohamed (saw)  hatte beim Essen seiner Mahlzeiten eine bestimmte Routine. Anas ibn Malik berichtete, dass der Prophet (saw), wenn er aß und trank, beim Trinken mehrere Pausen einlegte, um zu atmen. Der Prophet (saw) erklärte dies damit, dass das Essen dadurch angenehmer sei und es besser für seine Gesundheit wäre. Ebenso empfahl er, das Fasten so bald wie möglich zu brechen, um das Wohlbefinden zu fördern.

Zur Sunnah gehört auch die Einnahme des Suhoor, der Mahlzeit vor Sonnenaufgang. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des Fastens im Ramadan. Der Prophet (saw) betonte einst „Esst Suhoor, denn im Suhoor liegt Segen.“ (Sunan Al-Nasa’i). Eine kleine Mahlzeit zu dieser Zeit verleiht nicht nur Energie für den Tag, sondern beugt auch dem Überessen beim Iftar (Fastenbrechen) vor. Selbst wenn es nur ein paar Datteln, Obst oder Wasser sind, sollte dieses gesegnete Ritual nicht übersprungen werden.

Was der Koran und die Sunnah über das Essen sagen

Allah (swt) lenkt unsere Aufmerksamkeit darauf, wie wir mit unserer Nahrung interagieren. Er fordert uns im Koran auf, auf unsere Nahrung zu achten und uns bewusst zu machen, woher sie kommt.

Und auch die Sunnah bietet uns wertvolle Anleitungen. Dazu gehört das Essen von Suhoor vor der Morgendämmerung, das als Segen angesehen wird. Der Prophet (saw) betonte die Wichtigkeit, das Fasten mit Datteln zu brechen. Heute wissen wir um deren Bedeutung aus ernährungswissenschaftlicher Sicht:  Sie sind reich an Ballaststoffen und Antioxidantien, was verschiedene gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Die in Datteln enthaltenen Antioxidantien können helfen, freie Radikale zu bekämpfen und so das Risiko für Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Katarakte zu reduzieren​.

Gerade während des Fastens spielen Datteln eine besondere Rolle: Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es einige Gründe, warum der Verzehr von Datteln vor den Mahlzeiten vorteilhaft sein kann. Ihr niedriger glykämischer Index sorgt dafür, dass sie den Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigen lassen. Dies macht sie zu einer guten Wahl, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und die typischen Essattacken direkt nach dem Fastenbrechen zu vermeiden.

Worauf sollten wir bei unserem eigenen Essverhalten achten?

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Gemüse und Obst ist, sollte im Vordergrund stehen. Besonders im Sommer sind Lebensmittel mit einem hohen Wassergehalt empfehlenswert. Dazu zählen Wassermelone, Gurken, Blattsalate, Zitrusfrüchte und Beeren. Zugleich solltest Du den Konsum von frittierten Speisen begrenzen. Es ist außerdem ratsam, den Konsum koffeinhaltiger Getränke schon vor Beginn des Ramadans schrittweise zu reduzieren. Auf diese Weise tritt die „Entwöhnung“ von Koffein nicht so plötzlich ein, Dein Körper hat Zeit, sich daran zu gewöhnen und Du fällst in kein Energie-Loch.

Konzentriere Dich bei der Ernährung auf gesunde Fette wie Olivenöl, Kokosöl, Samen, Nüsse und Avocados. Diese Nahrungsmittel bieten nicht nur wichtige Vitamine und Mineralien, sondern sorgen auch für ein Gefühl der Sättigung.

Achtsames Essen und islamische Prinzipien gehen Hand in Hand

Achtsames Essen steht im Einklang mit den Lehren des Islam und fördert einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Es wirkt sich nicht nur positiv auf die eigene Gesundheit aus, sondern ist auch ein Zeichen der Solidarität denen gegenüber, die weniger haben. Praktische Tipps, um Dein Essen zu genießen:

  1. Beginne mit dem Namen Allah (saw) Der Prophet (sws) sagte zu Beginn des Essens:
    اللَّهُمَّ بَارِكْ لَنَا فِيمَا رَزَقْتَنَا وَقِنَا عَذَابَ النَّارِ
    Oh Gott, segne uns mit dem, was Du uns gegeben hast, und beschütze uns vor der Qual des Feuers.
    Allahumma Barik lana fima razaqtana waqina azaban-nar
  2. Nimm Dir Zeit Nimm Dein Essen ganz bewusst mit allen Sinnen wahr und genieße jeden Bissen.
  3. Keine Hast beim Trinken Trinke ein paar Schlucke und atme zwischen jedem Schluck tief durch.
  4. Beende Deine Mahlzeit dem Namen Allah (swt) Am Ende des Essens sprach der Prophet (saw) das folgende Dua:
    الْحَمْدُ لِلَّهِ الَّذِي أَطْعَمَنَا وَسَقَانَا وَجَعَلَنَا مُسْلِمِينَ
    Gepriesen sei Gott, der uns speiste, uns zu trinken gab und uns zu Muslimen machte
    Alhamdu-lilahil-lazi at’amana wa saqana wa ja’alana muslimin

Indem Du Dich auf eine ausgewogene, nahrhafte Ernährung konzentrierst, kannst Du den Ramadan in seiner Essenz erleben und gleichzeitig Körper und Geist stärken. Der Prophet (saw) sagte: „Es gibt zwei Freuden für eine fastende Person, eine beim Fastenbrechen und die andere, wenn er seinen Herrn trifft.“ (Sahih Al-Bukhari).

Wie Du im Ramadan helfen kannst

Eine ausgewogene Ernährung und die Beachtung islamischer Prinzipien beim Essen ehren den Geist des Ramadan. Und es ist auch ein Ausdruck der Solidarität gegenüber anderen. Mit unseren Ramadanpaketen (55 Euro) kannst Du bedürftigen Familien auf unkomplizierte Weise Unterstützung bieten. Selbstverständlich kannst Du auch Deine Zakat über uns entrichten.

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