Info-Laden – wie muslimehelfen in Mannheim neue Freunde fand

Turbulent ging es zu, als wir kurzfristig vor dem Opferfest die frohe Nachricht bekamen, dass wir im „türkischen Viertel“ in Mannheim für eine Übergangszeit einen Raum mit Schaufenster bekommen würden. Ein Unternehmer wollte uns diesen kostenlos für eine gewisse Zeit überlassen. Dieser Raum gehörte zu den Überlegungen in der Region als muslimehelfen „sichtbar“ zu werden. Zwar hatten einige unserer Unterstützer unseren Umzug vor zweieinhalb Jahren von München nach Ludwigshafen mitbekommen, aber viele andere Muslime in unserer Gegend wissen nichts von uns.

Eine der meisten Fragen, die mir auf unzähligen Veranstaltungen im letzten Jahrzehnt immer wieder gestellt wurden, war „Warum habe ich bisher noch nichts von euch gehört?“. Dieses Defizit sollte durch das Experiment eines sichtbaren muslimehelfen-Ladens behoben werden. Deshalb ließen wir eilends die wichtigsten Themen unserer Arbeit auf große Planen drucken und richteten in wenigen Tagen einen „Showroom“ und einen Arbeitplatz in dieser zentraler Lage ein. Auch darüber, wie wir diesen Raum nennen sollten, führten wir Diskussionen: Infobox oder Infoladen?

In der Praxis setzte sich nach einiger Zeit der deutsche Begriff  „Infoladen“ vor Info-Box durch.

In den letzten vier Wochen kamen unterschiedliche Menschen in den Laden von muslimehelfen. Was mich zunächst selbst überrascht hat, ist, dass relativ viele Brüder und Schwestern, die ich persönlich kenne, mich zufällig durch das Schaufenster sahen und mich begrüßen wollten. Einige der Bekannten und auch Unterstützer von muslimehelfen kamen extra vorbei, weil sie durch Facebook oder über andere Quellen vom Infoladen erfahren hatten. Neue Erfahrungen konnte ich mit Menschen  machen, die ich bis dahin nicht kannte.

Mit welcher Art von Personen kam ich ins Gespräch?

  • Da gab es zunächst einmal eine Gruppe von Personen, die einfach mal wissen will, was muslimehelfen ist und so macht. Denen gab ich Informationen und beantwortete ihre Fragen.
  • Zum anderen kamen auch skeptische Personen, meist Frauen – wahrscheinlich haben sich die skeptischen Männer nicht getraut zu fragen. Diesen Menschen erklärte ich in langen Gesprächen, alles, was sie über muslimehelfen wissen wollten.
  • Dann kam ich immer wieder mit meist jüngeren Leuten in Kontakt, die in den Laden kamen, um einen (kleineren) Betrag zu spenden. Darüber freute ich mich doppelt, einerseits über die Spende für die Beürftigen, andererseits, dass sie in jungen Jahren dieses Bewusstsein und Bedürfnis des Spendens besaßen.
  • Ein weitere große Zahl von Personen kam, weil sie selbst um Spenden und Hilfe baten: Für Moscheen, islamische karitative Einrichtichtungen, persönliche Anliegen usw. Es kam sogar ein türkischer Bruder vorbei und bat mich darum seinen Arbeitslosenformular auszufüllen – was ich dann auch prompt tat.

„Hier steht ja muslimehelfen, also können die mir bestimmt helfen!“.

Die meisten meiner Besucher im dem Viertel und der Straße, an dem türkische Geschäfte  aneinandergereiht sind und sich gleich eine türkische Moschee gegenüber dem muslimehelfen-Infoladen befindet, waren türkische Muslime. Darüber hinaus trauten sich ab und zu auch Nichtmuslime in den Laden: Ein gläubiger Christ, der sich über den Islam informierte, eine Nachhilfelehrerin, die türkische Kinder betreute und Infos mitnahm und die Quartiersmangerin des Viertels, die sich über uns erkundigte.

Auch die Gewerbetreibenden der Straße kannten mich und muslimehelfen mittlerweile und grüßten mich als einen der „Ihrigen“.
Alles in allem ist es eine interessante Erfahrung mit dem Infoladen. Der Kontakt zu Menschen jeglicher Couleur und die Freude der Menschen, dass es eine muslimische Hilfsorganisation in ihrer Nähe gibt, die welweit Menschen, gleich welcher Herkunft und Religion, in Not hilft, ist eine wichtige Erfahrung.

ein Neubürger Mannheims

Rüştü Aslandur

muslimehelfen

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