Medizinisch versorgt wird, wer zahlen kann

Kashfa Malik

Steigende Lebensmittelpreise erschweren den Zugang zu nährstoffreichem Essen. Die Folge ist oft Hunger, begleitet von einer Mangelernährung. Diese kann wiederum zu einem geschwächten Immunsystem führen, was eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten zur Folge hat. Im Krankheitsfall wird in zahlreichen Ländern des globalen Südens jedoch nur medizinisch versorgt, wer zahlen kann. Laut der Weltbank stellt Armut die Hauptursache für schlechte Gesundheit dar und erschwert zudem den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Bedürftige können sich die Mittel nicht leisten, die für eine gute Gesundheit benötigt werden, wie eine ausreichende Menge an qualitativem Essen und Gesundheitsfürsorge. Schlechte Gesundheit wiederum intensiviert die Armut. Laut der Weltbank und der Weltgesundheitsorganisation fehlt der Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zu essenziellen Gesundheitsdienstleistungen. Jedes Jahr stürzt eine hohe Zahl an Haushalten noch tiefer in die Armut, da sie für die Kosten ihrer Gesundheitsversorgung selbst auf kommen müssen.

Der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge, hat Indien das am stärksten privatisierte Gesundheitssystem der Welt. Die hohen Kosten der privaten Gesundheitsversorgung würden dazu führen, dass jährlich circa 2-3% der indischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze rutschen. Während das private Gesundheitssystem einen hohen Standard aufweist, ist das staatliche Gesundheitssystem in Indien unzureichend finanziert, schlecht ausgestattet und von Personalmangel, schlechter Dienstleistung sowie mangelhafter Infrastruktur geprägt. Dies zwingt Bedürftige aus ärmeren Schichten, sich privat behandeln zu lassen, was mit hohen Kosten verbunden und sehr belastend ist.

Um Bedürftige zu unterstützen, die sich eine medizinische Grundversorgung nicht leisten können, wurde im September 2021 ein Projekt angewiesen. Durch eine mobile Klinik konnten bedürftige Patienten in 40 Dörfern der Distrikte Dindigul, Theni und Madurai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu medizinisch versorgt werden. Zwischen Oktober 2021 und August 2022 fanden insgesamt 40 Gesundheitscamps statt, die die medizinische Versorgung von insgesamt 3.445 Bedürftigen gewährleisteten. Zu diesem Zweck wurde ein medizinisches Team zusammengestellt, welches aus zwei Allgemeinärzten, drei Krankenschwestern, einem Apotheker und einem Augenarzt bestand. Ihre Gehälter wurden für den gesamten Projektzeitraum von zehn Monaten finanziert. Des Weiteren wurde ein gebrauchtes Fahrzeug erworben, was umgerechnet mit dem damaligen Wechselkurs circa 9.082€ gekostet hatte. Das Fahrzeug diente dem Transport der Medikamente und des Personals in die verschiedenen Dörfer. Dort angelangt wurden die Bedürftigen in Schulen oder Gemeindehäusern medizinisch behandelt. Nicht nur die ärztliche Untersuchung war für sie kostenlos, sondern auch die Medikamente, die bei Bedarf ausgegeben wurden. Zu den Medikamenten, die sie erhielten, gehörten Schmerzmittel, Antibiotika gegen bakterielle Infektionen, entzündungs- hemmende und antiparasitäre Mittel, Tabletten gegen Ma- genprobleme, Mittel gegen typische Erkältungssymptome, Antiallergika, Augentropfen für entzündete Augen, Mittel gegen Sodbrennen, Antiseptika für die Wundbehandlung sowie verschiedene Fiebersenkungsmittel. Durch die mobile Klinik konnten Menschen mit alltäglichen gesundheitlichen Problemen, wie beispielsweise Erkältungen, Haut- und Augeninfektionen sowie kleinen Wunden behandelt werden. Es wurden zudem Vorsorgeuntersuchungen bei schwangeren Frauen und älteren Bedürftigen durchgeführt. Schwerkranke Patienten wurden jedoch zur weiteren Behandlung an das staatliche Krankenhaus des Bezirks weitergeleitet.

Der Sohn der 36-jährigen Manjula ist einer der Begünstigten der mobilen Klinik in Tamil Nadu. Manjula ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Dindigul. Ihr 43-jähriger Ehemann verdient seinen Unterhalt, indem er Kokosnüsse verarbeitet. Er lebt getrennt von seiner Familie in Pollachi– einer Stadt in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen, wo die Kokosnussernte sowie ihre Verarbeitung überwiegend stattfinden. Das Ehepaar hat drei Kinder: eine sechzehnjährige Tochter, einen vierzehnjährigen sowie einen elfjährigen Sohn. Alle drei besuchen eine staatliche Schule. Manjula erzählt: „Ich kümmere mich um den Haushalt und die Bildung meiner Kinder. Mein Mann lässt uns jeden Monat Geld von seinem Gehalt zukommen. Der Betrag reicht für Lebensmittel, Kleidung und Bildung. Manchmal leiden wir wegen der Geldknappheit, weil mein Mann uns das Geld nicht rechtzeitig schicken kann wegen Verzögerungen im Geschäft . Mein Sohn hatte starkes Fieber und konnte einige Tage die Schule nicht besuchen.“ Manjula konnte ihren Sohn nicht ins Krankenhaus bringen, weil die medizinische Versorgung nicht kostenlos ist und ihr die finanziellen Mittel gefehlt haben. In solch einer Situation war das Gesundheitscamp eine große Unterstützung. Es fand in der Nähe ihres Zuhauses statt. Sie berichtet weiter: „Mein Sohn wurde untersucht und von den Ärzten behandelt. Er hat Medikamente bekommen für eine schnelle Genesung. Er ist innerhalb von zwei Tagen gesund geworden und kann die Schule wieder besuchen. Bedürftige wie ich profitieren von solchen kostenlosen Programmen. Ich danke eurer Partnerorganisation und ihren Mitgliedern von Herzen.“

Facebook
Twitter
WhatsApp
Email

Newsletter-
anmeldung

Jetzt spenden

Deutschland

GLS Bank
IBAN: DE55430609676030448700
BIC: GENODEM1GLS