Ramadan in Zeiten von Corona

Zu dem Zeitpunkt, als dieser Text entstand, ist ein Ende der Coronapandemie noch nicht abzusehen. So werden auch 2021 vermutlich wieder einige Ramadanprojekte von muslimehelfen unter den Einschränkungen, die das Coronavirus verursacht, stattfinden, inschallah. Im vergangenen Ramadan hat muslimehelfen, trotz aller Erschwernisse, 28 Ramadanprojekte in 17 Ländern erfolgreich umsetzen lassen, alhamdulillah. Davon waren 24 Ramadanhilfe- und vier Zakatul-Fitr-Projekte. 

In der Regel starten die Planungen und Vorbereitungen für Kampagnenprojekte, wie z.B. Ramadan oder Kurban, schon viele Wochen vor dem eigentlichen Beginn, damit die Partnerorganisationen vor Ort ausreichend Zeit für die Vorbereitungen haben. Das war auch im vergangenen Jahr der Fall. Dennoch stand lange Zeit nicht fest, ob überhaupt Ramadanhilfe geleistet werden kann. Es erforderte viel mehr Zeit und Aufwand, alle Vorbereitungen unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln zu treffen. Auch die Ausgangssperren, die in vielen unserer Projektländer wesentlich strikter waren als bei uns hier, stellten die Partnerorganisationen vor ganz neue Herausforderungen. Schon die Beschaffung der Lebensmittel und deren Portionierung und Verpackung dauerte oftmals wesentlich länger, da wegen der Ausgangssperren und der Beschränkung von Kontaktpersonen nur wenige Helfer gleichzeitig im Einsatz waren.

In vielen Ländern waren die Lebensmittelpreise stark angestiegen (z.B. in Albanien um 30 Prozent). Die meisten Begünstigten leben von ihrer täglichen Arbeit und haben keine Ersparnisse. Da sie wegen der Ausgangssperren ihre Einkommensquelle verloren haben, waren deutlich mehr Menschen auf Hilfe angewiesen. So entschieden sich Projektpartner z.B. in Sri Lanka nur Mehl und Reis auszugeben und dafür mehr Menschen zu berücksichtigen. Auch bei den Verteilungen, die sonst von vielen Menschen gleichzeitig besucht werden, galt es neue Wege zu gehen. Zum einen hatten sowohl die Begünstigten, als auch die freiwilligen Helfer Angst vor einer Infizierung. Zum andern durften die Menschen teilweise ihre Häuser gar nicht verlassen. So wurden oftmals die Lebensmittelpakete zu den Begünstigten nach Hause gebracht oder es wurden immer nur kleinere Gruppen von Begünstigten zu einer Verteilung eingeladen. Wobei die Helfer auf die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln achteten.

Als Nachweis bei Verteilungen von Hilfsgütern an Bedürftige wird von muslimehelfen immer eine Unterschrift oder ein Fingerabdruck gefordert. Hierin bestand das nächste Problem, da viele Begünstige Angst vor einer Infektion hatten, wenn sie den gleichen Stift oder das gleiche Stempelkissen wie alle anderen benutzen sollten. Daher hat man Repräsentanten der Gemeinden ausgewählt, die bei den Verteilungen anwesend waren und bezeugten, dass die Begünstigen ihr Lebensmittelpaket erhalten haben. All diese Umstände und die Hoffnung, dass die Ausgangssperren bald aufgehoben würden, führten dazu, dass manche der Verteilungen erst gegen Ende des Ramadans durchgeführt wurden.

Schon zu „normalen“ Zeiten verschärft sich für die begünstigten Familien in den Projektländern mit Beginn des Ramadans das Problem der Nahrungsbeschaffung. Viele der Bedürftigen leben von dem, was sie am gleichen Tag verdient haben. Hinzu kommt, dass vor Beginn des Ramadans die Preise für Grundnahrungsmittel steigen. Im Verhältnis zu den Einkommen der Menschen, sind die Preise für Lebensmittel ohnehin schon viel höher als beispielsweise in Deutschland. Für viele der Menschen kommt hinzu, dass sie durch das Fasten im Ramadan geschwächt sind und daher nicht so hart arbeiten können wie in den anderen Monaten. Im vergangenen Ramadan herrschte in vielen Projektländern Ausgangssperre. Das bedeutete für viele Menschen einen totalen Lohnausfall. Auch diejenigen, die von ihrer täglichen Arbeit leben können, hat die Ausgangssperre schwer getroffen und sie ebenfalls zu Bedürftigen gemacht. Daher werden in der Regel die Lebensmittelpakete zu Beginn der Fastenzeit ausgegeben und so bemessen, dass eine Familie ausreichend Grundnahrungsmittel für den Ramadan zur Verfügung hat. 

Ein solches Paket schenkt den Begünstigten nicht nur sehr viel Freude, es bedeutet für sie eine unbeschreibliche Erleichterung. Auch Rukhaiya aus Hubli in Indien hat für ihre Familie ein solches Lebensmittelpaket im vergangen Ramadan erhalten. Sie ist 37 Jahre alt und erzählt: „Ich habe vor vier Jahren meinen Mann verloren. Er starb an einem Herzinfarkt. Ich habe zwei kleine Kinder und arbeite als Hausangestellte, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber wegen der Ausgangssperre im Land, kämpfe ich seit eineinhalb Monaten darum meine Kinder zu ernähren. Ich bete zu Allah, dass er uns hilft. Keine Arbeit während der Ausgangssperre, bedeutet für uns, dass es schwierig wird genug Essen zu haben. Hinzu kam der Ramadan, da wir nicht genug Lebensmittel haben. Normalerweise verbringe ich den Ramadan damit zu beten und Koran zu lesen. Aber diese Ausgangssperre hat unsere Situation so verschlimmert, dass es uns noch niemals zuvor so schlecht ging. Wenn meine Kinder etwas möchten, finde ich nichts, was ich ihnen geben kann. In dieser kritischen Zeit kamen freiwillige Helfer von den Partnern von muslimehelfen und haben Lebensmittelpakete verteilt, die uns sehr glücklich gemacht haben. Ich bete zu Allah, dass er den Spendern von muslimehelfen mehr gibt als sie uns gegeben haben. Dieses Lebensmittelpaket befreit uns von der Sorge, jede Nacht Essen für mich und meine Kinder zu finden. Ihre Hilfe zählt so viel mehr im heiligen Monat Ramadan. Ich möchte ihnen ein großes Dankeschön sagen und ich bitte Allah sie zu segnen, damit sie fortfahren können, arme Leute wie uns zu unterstützen. Amin.“

Möge Allah allen die Geduld und die Kraft geben, die Herausforderungen dieser Zeit zu meistern. 

muslimehelfen wünscht seinen Spendern einen segensreichen und friedlichen Ramadan!

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