Rückblick auf die letzte Winterhilfe-Saison

Von Miriam Laiouar

Die Winterhilfe ist seit Jahren ein fester Bestandteil der humanitären Hilfe von muslimehelfen. Auch in der vergangenen Wintersaison war es uns ein großes Anliegen, bedürftigen Menschen zu helfen, die kalten Wintermonate zu überstehen. Insgesamt konnten 16 Winterhilfeprojekte umgesetzt werden, wodurch 8124 Familien beziehungsweise circa 40.000 Menschen insgesamt in den Ländern Albanien, Bosnien, Ukraine, Bangladesch, Indien, Nepal, Pakistan, Libanon, Südafrika und Simbabwe geholfen werden konnte. Je nach Region und Umständen der Menschen fiel die benötigte Hilfe jedoch etwas anders aus. Im Folgenden werden die verschiedenen Winterhilfeprojekte der letzten Wintersaison mit ihren unterschiedlichen Facetten vorgestellt.

Verteilung von Decken und Kleidung

In der letzten Wintersaison haben wir verstärkt in den südasiatischen Ländern Indien, Pakistan, Bangladesch und Nepal geholfen. In dieser Region herrscht über das Jahr hinweg überwiegend ein warmes Klima. Die Menschen dort sind daher viel besser auf hohe Temperaturen als auf niedrige Temperaturen adaptiert. Sie besitzen überwiegend leichte, luftige Kleidung, die ihnen im Winter aber zu wenig Wärme schenkt. Besonders arme Familien können es sich nicht leisten, extra für die Wintertage neue Kleidung oder warme Decken zu kaufen.

In Pakistan waren mit Anbetracht der Flutkatastrophe im Sommer 2022 noch mehr Familien als sonst der Winterhilfe bedürftig. Nur wenige Monate, nachdem sie durch die Flut ihre Häuser und gesamten Besitz verloren haben, mussten sich die Familien bereits auf den Winter gefasst machen. muslimehelfen begann mit der Winterhilfe in Pakistan daher bereits Mitte September 2022. An insgesamt 319 Familien wurden jeweils 3 Bodenmatratzen, 3 Steppdecken, 3 Kissen, 2 Wolldecken, 2 Pullover für Erwachsene – eins für Männer und eins für Frauen, 2 Schale für Frauen, 2 Schale für Männer, 1 Paar Wollhandschuhe, 3 Kinderpullover und 3 Kinderhandschuhe verteilt. Durch insgesamt 40.936 € konnten so ganze 1496 Kinder mitsamt ihren Familien für den Winter ausgerüstet werden. In einem zweiten Projekt in Pakistan verteilten wir ebenfalls jeweils 2 Steppdecken und warme Klamotten an insgesamt 450 weitere bedürftige Familien.

Auch in Nepal im Distrikt Kathmandu verteilten wir an 558 Familien jeweils eine warme Decke, eine Jacke oder einen Pullover und eine Mütze. Bei den Begünstigten handelte es sich vor allem um Mütter und Väter, die mit einer Mindestlohnarbeit sich und ihre Kinder zu versorgen versuchen. Sie arbeiten meist als Fabrikarbeiter, Hausmädchen, Reinigungskräfte oder Lohnarbeiter und können sich mit ihrem Gehalt nur einen sehr niedrigen Lebensstandard leisten. Auch Obdachlose waren Empfänger dieser Winterhilfe.

Nepal: Verteilung von Decke, Pullover und Mütze für den Winter.

In Indien und Bangladesch wurden jeweils zwei Winterhilfeprojekte durchgeführt, in denen Decken und warme Kleidung verteilt wurden. Eins für bedürftige Familien und eins für Rohingya-Flüchtlinge im Land. Im Südosten Bangladeschs in Cox’s Bazar existiert das zur Zeit größte Flüchtlingslager der Welt. Es liegt an der Grenze zum Nachbarland Myanmar, aus dem die Rohing-ya, eine muslimische Minderheit, vertrieben wurden. In einem der vielen Flüchtlingscamps in Cox’s Bazar konnte muslimehelfen an 1145 Rohingya-Familien jeweils eine große Decke und einen Schal verteilen. Da durch den starken Zustrom der Rohingya-Flüchtlinge die Lebensgrundlage der Gastgemeinden stark beeinträchtigt wurde, wurden auf behördliche Anweisung im Land auch Wintersachen an einheimische Familien verteilt. 375 bedürftige einheimische Familien erhielten ebenfalls jeweils eine Decke und einen Schal. Auch in Indien leben viele Rohingya-Flüchtlinge. Die meisten von ihnen arbeiten als Tagelöhner, um über die Runden zu kommen. Durch den coronabedingten Lockdown verloren viele jedoch ihre Arbeit und wurden noch bedürftiger. Im letzten Winter versorgten wir jeweils 1000 Rohingya-Familien in den Flüchtlingscamps des Distrikts Hyderabad in Indien mit einer dicken Decke, einem Pullover sowie einem großen Bettlaken mit Kissenbezügen. Die Projektkosten für die Rohingya-Winterhilfe in Indien und Bangladesch beliefen sich zusammengerechnet auf 53.194 €.

In Südafrika und Zimbabwe wurden bedürftige Familien ebenfalls mit Decken versorgt. In Zimbabwe haben 150 Kinder zusätzlich einen Trainingsanzug erhalten, der sie warm hält. Das Besondere an den Ländern im Süden Afrikas ist, dass der Winter bereits im Juni beginnt und bis zum August anhält. Dies liegt daran, dass sich diese Länder auf der Südhalbkugel befinden. Während bei uns Sommer ist, herrscht dort Winter. Dementsprechend wurden die Winterprojekte in Südafrika und Zimbabwe im Juni letzten Jahres durchgeführt.

Ein warmes Zuhause durch Heizmittel

Es gibt Länder, dort fehlt es den Bedürftigen im Winter an erster Stelle an Heizmitteln, um ihr Zuhause aufzuwärmen. Hier in Deutschland sind wir es alle gewohnt im Winter unsere Heizungen aufzudrehen, um eine angenehme Zimmertemperatur zu erreichen. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Bosnien und Herzegowina, wird stattdessen noch viel mit Holz und Kohle geheizt. Für die Familien, die nicht in der finanziellen Lage sind, genügend Holz und Kohle für den kalten Winter zu beschaffen, haben wir im Oktober bis Dezember 2022 zwei Projekte umgesetzt. Im ersten Projekt konzentrierten wir uns auf Waisenfamilien, die unter der Armutsgrenze lebten, und im zweiten Projekt auf weitere bedürftige Familien, die die Hilfe ebenfalls benötigten. Mit 16.500 € konnten wir insgesamt 82 Waisenfamilien in den Kantonen Sarajevo, Tuzla und Zenica-Doboj mit jeweils 2 Raummeter vorgeschnittenem Holz versorgen. Insgesamt 164 Waisenkinder konnten dadurch den letzten Winter in einem warmen Zuhause verbringen. Mit zusätzlichen 10.350 € haben wir weitere 50 Familien mit 2 Raummeter Brennholz versorgen können. Darüber hinaus konnten 26 Tonnen Kohle an ein Aufnahmezentrum gespendet werden, in dem Obdachlose und Menschen mit Behinderungen aufgenommen und versorgt werden. So konnten 440 weitere Begünstigte durch den kalten Winter gebracht werden.

Bosnien: Ältere Frau erhält Brennholz, um ihr Zuhause aufwärmen zu können.

Auch in der Ukraine, die sich seit mehr als eineinhalb Jahren im Krieg mit Russland befindet, sorgen sich viele Menschen darum, wie sie sich im Winter warmhalten sollen. In der Region Kiew, Lwiw und Dnipro leisteten wir daher Winterhilfe an geflüchteten Familien, die ihr Zuhause verlassen mussten und in sichereren Regionen des Landes Unterschlupf suchen. Da sie ihr gesamtes Hab und Gut jedoch zurücklassen mussten, fehlt ihnen so gut wie alles. Um den betroffenen Familien zumindest die Wärme zurückzugeben, wurden an insgesamt 151 Familien jeweils ein elektrisches Heizgerät und eine warme Decke verteilt.

Noch nie war die Zahl der Menschen, die wegen Krieg, Konflikten und Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten so hoch wie heute. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren Anfang 2023 weltweit 110 Millionen Menschen auf der Flucht. Dabei ist das Land, das im Vergleich zur eigenen Einwohnerzahl am meisten Geflüchtete aufgenommen hat, der Libanon. Die Mehrheit der Geflüchteten im Libanon ist vor dem Syrienkrieg geflüchtet. Nun leben sie in überfüllten Camps, Zelte sind zu ihrem Zuhause geworden und Abdeckplanen bilden das Dach über ihrem Kopf. Diese Wohnverhältnisse schützen leider kaum vor Kälte. Oft erhitzen sie Plastik, weil sie sich anderes Heizmaterial nicht leisten können. Die dabei freiwerdenden Dämpfe sind allerdings sehr gesundheitsschädlich. Um den Familien eine bessere Alternative zu bieten, hat muslimehelfen im letzten Winter an 474 Familien jeweils 34 Liter Heizöl verteilt. Das Heizöl verwenden die geflüchteten Familien für ihre Ölöfen, die unsere Partnerorganisation bereits in den Jahren davor verteilte.

Ein weiteres Problem neben dem Heizmaterial sind die undichten Abdeckplanen über ihren Köpfen. Die meisten Abdeckplanen sind brüchig und undicht, sodass die Familie nass wird bei Regen. Im Winter ist die Kombination von Kälte und Nässe besonders schlimm. Wir ersetzten daher die alten, undichten Planen von 97 Zelten durch Neue, die keinen Regen durchlassen. Insgesamt 128 geflüchtete, syrische Familien konnten so ein winterdichtes Dach erhalten. Unsere Partnerorganisation, mit der wir gemeinsam das Projekt umgesetzt haben, hat zusätzlich die Kosten für Abdeckplanen von 33 weiteren Zelten übernommen. Die Projektkosten für beide Winterprojekte im Libanon beliefen sich auf insgesamt 49.936 €.

Libanon: Zelte im Flüchtlingscamp wurden mit neuen Abdeckplanen ausgestattet.

Verteilung von Lebensmitteln

Der Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und Winterhilfe scheint nicht sofort schlüssig zu sein, jedoch sind alle Personen und Familien, die unsere Hilfe erhalten, arm und bedürftig, dass es ihnen im Winter nicht nur an warmer Kleidung und Heizmöglichkeiten fehlt, sondern auch an grundlegenden Lebensmitteln. Für viele stellt die Beschaffung von ausreichend Nahrung für ihre Familie eine große Bürde dar. In Anbetracht der erheblich gestiegenen Lebensmittelpreise in den letzten Jahren ist dies nicht erstaunlich. Laut dem Food Price Index der Food and Agriculture Organization sind die Lebensmittelpreise im Jahr 2023 weltweit um 26,8 Prozent höher ausgefallen als im Vergleichszeitraum 2014 bis 2016.

Selbst in Europa gibt es Menschen, die in Armut leben. In Albanien sind vor allem alte Menschen und Angehörige von Minderheiten von Armut betroffen. Genau dieser Zielgruppe haben wir im Rahmen der letzten Winterhilfe im Dezember 2022 geholfen. 400 Familien im Kreis Dibra und Durres, die Angehörige mit einer Behinderung haben, sich um alte Familienmitglieder kümmern oder um Waisenkinder, bekamen jeweils eine warme Decke und finanzielle Unterstützung in Form von Lebensmitteln. Jede Familie erhielt 10 kg Mehl, 5 kg Nudeln, 4 kg Reis, 4 kg Bohnen, 2 Liter Speiseöl, 3 kg Zucker und 200 g Salz.

Auch in Indien versorgten wir Tagelöhner mit Grundnahrungsmitteln während der letzten Wintersaison. Die Mehrheit der begünstigten 397 Familien arbeitet auf Kaffee- und Paprikaplantagen in den Palani-Bergen. Sie sind auf den täglichen Lohn angewiesen, um ihre Familien zu ernähren. Im Winter wird es jedoch an manchen Tagen so kalt im Gebirge, dass sie den ganzen Tag über nicht arbeiten können. Damit die finanzielle Not der Familien gelindert wird, versorgten wir sie mit 15 kg Reis, 10 kg Mehl, 5 kg Linsen, 2 Liter Speiseöl, 2 kg Zucker, 1 kg Salz, 1 kg Teepulver und 500 g Masala-Gewürz. Um sich warm zu halten, bekamen sie zusätzlich jeweils eine Decke und eine Bodenmatratze.

Wir danken unseren Spendern für ihre großzügige und gütige Unterstützung, die es uns Jahr für Jahr ermöglicht, zahlreichen Menschen über Kontinente hinweg durch den harten Winter zu helfen. Möge Allah Euch reichlich belohnen und mit Euch zufrieden sein.

Newsletter-
anmeldung

Jetzt spenden

Deutschland

GLS Bank
IBAN: DE55430609676030448700
BIC: GENODEM1GLS