Lehrerinnen im indonesischen Banten: Zwischen Armut und Bildungsmangel

von Corinna Rapp
Indonesien: Sowohl Lehrerinnen als auch Kinder freuen sich über die Unterstützung.

In Banten stehen Lehrerinnen vor zahlreichen Herausforderungen. Dazu gehört hauptsächlich die Erwerbslosigkeit. Die westlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta gelegene Region weist eine der höchsten Arbeitslosenraten in Indonesien auf; mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von über 8 Prozent. Zwar sind die Zahlen kontinuierlich rückläufig (August 2023: 7,52 Prozent), für einkommensschwache Familien ist die Situation aber meist ein auswegloser Armutszyklus. Auch deshalb gehört Banten zu den ärmeren Gebieten im Großraum Jakarta. 

Insbesondere weibliche Lehrkräfte, die oftmals aus einkommensschwachen Familien stammen, sind von den Auswirkungen besonders betroffen. Sie kämpfen einerseits mit den Anforderungen ihres Berufs, andererseits mit der Doppelbelastung durch familiäre Pflichten. Die Coronapandemie hat diese Herausforderungen weiter verschärft. 

 Im Rahmen der Lebensmittelhilfe konnte muslimehelfen 664 Lehrerinnen und ihre Familien mit Nahrungsmittelpaketen unter die Arme greifen. Sri Yantini, eine 41-jährige Lehrerin aus dem Dorf Lebak, hat sich besonders über die ihr entgegengebrachte Wertschätzung gefreut – und sich für eine Fortsetzung des Programms ausgesprochen, um mit noch mehr Freude und Sorglosigkeit unterrichten zu können.

Denn in Indonesien hat sich die Ernährungssituation in den vergangenen Jahren zwar deutlich verbessert, Herausforderungen bestehen aber weiterhin.

 

Nicht immer sind die Bäuche der Kinder ausreichend gefüllt

Die guten Nachrichten vorab: Die sogenannte Stunting-Rate in Indonesien unter Kindern unter fünf Jahren ist von 24,4 % im Jahr 2021 auf 21,6 % im darauffolgenden Jahr gesunken. Die Rate ist ein Indikator für chronische Unterernährung. Bei chronischer Unterernährung können sich Kinder nicht altersgemäß entwickeln. Im deutschen Sprachgebrauch wäre dies etwa mit dem Begriff „Unterentwicklung“ gleichzusetzen.

Dies ist das niedrigste Niveau seit über zwei Jahrzehnten. Doch trotz dieses Fortschritts betrachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Stunting immer noch als ein chronisches öffentliches Gesundheitsproblem in Indonesien. Zu den Hauptursachen gehören eine unzureichende Ernährung während der ersten 1.000 Lebenstage, schlechte sanitäre Bedingungen und ein begrenzter Zugang zu sauberem Wasser.

Die indonesische Regierung hat derweil Maßnahmen ergriffen, um die Ernährungssicherheit zu verbessern. Dazu gehört die Erhöhung des Budgets für Ernährungsinterventionen von IDR 29,26 Billionen (etwa 1,83 Mrd. Euro) im Jahr 2019 auf IDR 50,03 Billionen (rund 3 Mrd. Euro) im Jahr 2020. Das Ziel der Regierung ist es, die Rate der unterentwickelten Kinder auf 14 % zu senken.

Neben der direkten finanziellen Ernährungshilfe konzentriert sich Indonesien auch auf die Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Systeme. Dazu gehört hauptsächlich der Anbau von Produkten, ohne natürliche Lebensräume abzuholzen. Gleichzeitig werden Landwirte und Verbraucher darin geschult, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und diese zu mildern.

Die Situation von Lehrerinnen in Banten

In Indonesien spielen weibliche Lehrkräfte eine bedeutende Rolle im Bildungswesen, insbesondere im Bereich der religiösen Erziehung. Sie sind Schlüsselpersonen in der Gemeinschaft, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch als Vorbilder und Unterstützerinnen für ihre Schüler und die nachfolgende Generation fungieren. Das Engagement und die Tätigkeiten der Lehrerinnen tragen wesentlich zur Entwicklung und Stärkung der Gemeinschaft bei, indem sie Bildung und Chancengleichheit fördern, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.

Doch gerade Lehrerinnen aus wirtschaftlich schwachen Familien haben mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen. Die Coronapandemie verschärfte diese Herausforderung zusätzlich, weil viele Lehrerinnen mit den Herausforderungen des Online-Unterrichts und schlechten Internetverbindungen konfrontiert waren, aber auch mit einer Zunahme der häuslichen Belastungen durch die Betreuung der eigenen Kinder.

Es gibt zwar kostenlose Schulen – die sind aber begehrt

Daten des Bildungsministeriums in Tangerang legen zwar nahe, dass 2023 knapp 98 Prozent der Kinder in Banten eine Grundschulausbildung erhalten haben. Jedoch erreichen drei von fünf dieser Kinder keine höhere Bildung als die Grundschule. Über 60 Prozent der Einwohner haben damit nur eine Ausbildung, die der Grundschule entspricht. Höhere Bildung ist aber notwendig, um eine Beschäftigung zu finden, die eine ausreichende Entlohnung garantiert.

Obwohl die Grundschule kostenlos ist, sind die Kosten für weiterführenden Schulen mit durchschnittlich 200.000 IDR pro Monat für die meisten Familien zu hoch. Ein zu geringes oder gar kein Einkommen setzt den Armutszyklus fort. Nachfolgende Generationen können diesem nur schwer entkommen.

Aber es kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Urbanisierung. So wurden in Tangerang etwa fünf sogenannte „Offene Mittelschulen“ eröffnet, deren Besuch kostenlos ist. Der Zuzug aus ländlichen Regionen hat jedoch die Verfügbarkeit von Schulplätzen und Arbeitsmöglichkeiten zunehmend eingeschränkt – was die Ausbildungssituation erneut verschärft.

Wie muslimehelfen beigetragen hat

Von Mitte August bis Anfang September 2023 führte muslimehelfen eine Aktion zur Lebensmittelhilfe für Lehrerinnen durch. In dieser Zeit wurden insgesamt 664 Lehrerinnen und ihre Familien mit Nahrungsmittelpaketen unterstützt. Die Begünstigten stammen aus Familien, die Anspruch auf Zakat-Gelder haben. Jedes Paket enthielt Grundnahrungsmittel wie Reis, Zucker, Mehl, Speiseöl, Kondensmilch, Instantnudeln und Tee.

Die Aktion trug signifikant zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Lehrerinnen und ihrer Familien bei und stärkte dadurch die Gemeinschaft. Insgesamt profitierten 2.656 Personen von diesem Projekt. Zugleich hebt diese Initiative die zentrale Rolle der Lehrerinnen als Pfeiler der Gesellschaft hervor und würdigt ihr Engagement sowohl in der Bildung als auch in ihren Familien.

Die 20-jährige Tati Hartati, Lehrerin in Lebak, drückte ihre Dankbarkeit gegenüber muslimehelfen für  die Unterstützung aus und betonte die große Nützlichkeit des Lebensmittelpakets.

Indonesien: Die Lehrerinnen mit den Lebensmittelpaketen.
Wie Du den Ramadan der indonesischen Lehrerinnen erleichtern kannst

Die hohe Arbeitslosenrate in der Region, die oft in einem Teufelskreis aus Armut und Bildungsmangel resultiert, zeigt, wie wichtig die Initiative von muslimehelfen war. Solche Hilfsprogramme können nicht nur die unmittelbaren Lebensbedingungen verbessern, sondern auch den Lehrerinnen ermöglichen, sich auf ihre wichtige Rolle in der Bildung und Entwicklung der nächsten Generation zu konzentrieren.

Wenn Du einen Beitrag zur Unterstützung der Lehrerinnen in Banten und anderen hilfsbedürftigen Gemeinden leisten möchtest, kannst Du bei muslimehelfen speziell für den Ramadan spenden. Durch die Bereitstellung von Ramadanpaketen trägst Du direkt zur Verbesserung der Lebensbedingungen bei.

Möge Allah (swt) Deine Bemühungen belohnen!

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