Die Begünstigten bedanken sich

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„Manchmal essen wir mehrere Tage nichts.“

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Indonesien: Fahrzeug wird beladen mit Hilfsgütern für die Opfer des Vulkanausbruchs Semeru
Kashfa Malik

muslimehelfen ist als Reaktion auf die Hungersnot in Ostafrika 1985 gegründet worden. Der Zweck des Vereins ist – wie in seiner Satzung definiert – „die Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen, vor allem in Notstandsgebieten, bei Krieg, Hungersnot und Naturkatastrophen sowie anderweitig unschuldig in Not geratener Menschen“.  

Die Zahl an Naturkatastrophen hat in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen. Zum quantitativen Anstieg kommt die gestiegene Intensität der Katastrophen hinzu, die destruktive und schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschen und ihre Umwelt haben. Die wirtschaftlichen Schäden treffen vor allem Länder des globalen Südens, die wirtschaftlich ohnehin schwach sind, und haben das Potenzial sich zu einer humanitären Krise zu entwickeln. Um Abhilfe zu schaffen, leistet muslimehelfen Nothilfe, die vielseitig ist. Die Art der Projekte unterscheidet sich in den Punkten Naturgewalten, Kriege oder Unruhen sowie (Binnen-) Flüchtlingshilfe. 

Indonesien gehört zu den Ländern, in denen muslimehelfen Nothilfe implementiert. Das Land liegt in Südostasien und ist mit seinen mehr als 17.000 Inseln der größte Inselstaat der Welt. Laut dem Auswärtigen Amt wird das Land regelmäßig von Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüchen, Erd- und Seebeben, Erdrutschen, Tsunamis und Überschwemmungen heimgesucht, da es in einer seismisch sehr aktiven Zone, dem pazifischen Feuerring, liegt. Umso wichtiger ist es, in Zeiten der Not den Menschen vor Ort beizustehen.  

Indonesien hat 127 Vulkane, wovon mehrere verstärkt aktiv sind. Vulkane sind Öffnungen in der Erdkruste. Die Erdkruste wiederum ist in Erdplatten zerbrochen, die ständig in Bewegung sind. Wenn sich zwei Platten an den Grenzen voneinander wegbewegen, entsteht ein Spalt, welcher durch vulkanisches Material wieder aufgefüllt wird. Auch bei der Kollision von zwei Erdplatten entstehen Vulkane, indem die eine Platte unter die andere abtaucht und das Gestein der oben liegenden Platte durch den Druck so stark erhitzt, dass Magma aufsteigt. Zum Ausbruch eines Vulkans kommt es, wenn der Druck der sich ausdehnenden Gase im aufsteigenden Magma den Druck des Gesteins übersteigt, der darüber liegt. Die Auswirkungen sind verheerend, wie der Vulkanausbruch Semeru im Dezember 2021 gezeigt hatte. Semeru ist zugleich der höchste Berg der indonesischen Insel Java. Der Ausbruch des Vulkans hüllte ein Dutzend Dörfer in Asche und trieb über eintausend Anwohner in die Flucht. Lava floss den knapp 3700 Meter hohen Berg hinab und hinterließ Verwüstung. Schulen und tausende Häuser wurden beschädigt und die Zahl der Toten, Verletzten und als vermisst gemeldeten Menschen lag jeweils im zweistelligen Bereich. Die Not war groß. Umso erleichterter waren 1.211 betroffene Familien aus Lumajang, Ost-Java, als unsere Partnerorganisation Hilfsgüter verteilte. Jede Familie hat 5kg Reis, 1kg Zucker, 2 Liter Speiseöl, 1kg Mehl, eine Packung Chili Soße, 10 Packungen Fertignudeln sowie eine Decke erhalten.

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Indonesien: Nothilfe für die Betroffenen der Flut in Garut

Im Westen der Insel kam es ungefähr ein halbes Jahr später zu einer weiteren Naturkatastrophe. Über 100 Dörfer aus 14 Sub-Distrikten in West-Java wurden überschwemmt als Folge von Unwettern mit starken Regenfällen, die den Fluss Cimanuk ansteigen ließen.  

Laut der Welthungerhilfe werden Starkregen sowie Überschwemmungen von zwei Variablen beeinflusst: Zum einen führt der steigende Meeresspiegel durch abschmelzendes Eis zu Hochwasser und Überschwemmungen an zahlreichen Küstengebieten. Zum anderen verdunstet mehr Wasser aus den Meeren, die sich erwärmen, was wiederum dazu führt, dass die daraus resultierenden Wolkenmassen über dem Festland niederregnen und es insgesamt zu mehr Niederschlägen in einer kürzeren Zeitspanne kommt. Überschwemmungen und Fluten sind die Folge. 

Besonders der indonesische Regierungsbezirk Garut war betroffen von den Überschwemmungen am 15. Juli 2022 in West Java. Unsere Partner berichteten, dass 18.873 Menschen betroffen waren und 649 ihr Zuhause verloren haben. Um ihre Not zu lindern, konnten jeweils 15 Packungen Nudeln, 5kg Reis, 2kg Mehl, 2 Liter Speiseöl, zwei Dosen gesüßte Milch, zwei Packungen Tee und 1kg Zucker an 1.008 betroffene Familien ausgegeben werden. 505 von den 1.008 Familien wurden zusätzlich mit Hygienemitteln wie zwei Stück Seife, zwei Flaschen Shampoo, zwei Zahnbürsten, zwei Tuben Zahnpasta, zwei Packungen Waschmittel, eine Packung Windeln und eine Packung Damenbinden versorgt.  

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Kenia: Hungerhilfe für die Familie von Dhahabu

Sowohl ein Überschuss an Niederschlägen als auch ein Mangel hat katastrophale Folgen für die Menschen und ihre Umwelt, wie die Dürre in Ostafrika zeigt. Dürre wird definiert als eine extreme Trockenheit, die über einen längeren Zeitraum anhält und durch einen Mangel an Niederschlägen verursacht wird. Sie hat gravierende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit der Bevölkerung und ihre Migration.

Laut der Welthungerhilfe sind knapp 55 Millionen Menschen von der Dürre betroffen. Das Horn von Afrika erlebt die schwerste Dürre seit ungefähr 40 Jahren, so das UNHCR. Vier Regenzeiten sind ausgeblieben. Wasserquellen sind vertrocknet, Ernten sind ausgefallen, Vieh ist verendet. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Der Boden ist zu trocken, um Gemüse und Getreide anzubauen – das Vieh zu schwach, um Milch zu produzieren und verkauft zu werden. Bauern und Viehhirten verlieren ihre Existenz. Hinzu kommen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Das Land war für einen signifikanten Teil des Weizenexports für Afrika zuständig. Der unterbrochene Handel führte zu Preissteigerungen von Lebensmitteln, so UNICEF. Die Folgen sind Ernährungsunsicherheit und akute Unterernährung. Laut dem UNHCR, leiden ungefähr 18,4 Millionen Menschen akuten Hunger. Die Hungersnot zwingt Hunderttausende von Menschen auf der Suche nach externer Hilfe zur Flucht. Der Bedarf an Hungerhilfe ist immens.  

Uns erreichten wiederholt Anfragen von unseren Partneroganisationen in Kenia. Die erste Hungerhilfe wurde im Oktober 2021 geleistet. Mittlerweile konnten 11 Projekte erfolgreich umgesetzt werden und weitere Projekte wurden angewiesen (Stand: Oktober 2022). Die Hungerhilfe wurde in den Counties Wajir, Kilifi und Tana River implementiert und es konnten landesübliche Lebensmittel wie Reis, Maismehl, Weizenmehl, Milchpulver, Öl, Salz, Bohnen und Zucker an bedürftige Familien verteilt werden, die von der Dürre betroffen waren.  

Dhahabu (44), eine Begünstigte der Hungerhilfe, die in der Zeit vom 5. August bis 5. September 2022 in Kilifi und Tana River umgesetzt wurde, erzählt von den Auswirkungen der Dürre: Assalamu alaikum warahmatullahi wabarakatuhu. Ich bin verwitwet und lebe in einem Dorf des County Tana River. Mein Ehemann ist vor zwei Jahren verstorben und hat acht Kinder hinterlassen. Ich habe auf einer kleinen Farm gearbeitet, die mein Ehemann uns vererbt hat. Da es aber seit langer Zeit nicht mal einen Tropfen geregnet hat, mussten meine Kinder und ich schwere Zeiten erleben. Manchmal essen wir mehrere Tage nichts. Es ist so schwer, meine Kinder zur Schule zu schicken, aber wir danken Allah. Alhamdulillah, wir hatten Glück und wurden bei der Hungerhilfe berücksichtigt. Möge Allah muslimehelfen und die Partnerorganisation für ihre Güte und Unterstützung belohnen. Möge Allah euch reichlich segnen.“ Durch den trockenen Boden und den ausbleibenden Regen kann sie nichts anbauen, was sie verkaufen oder selbst konsumieren könnte. Ähnlich geht es der Familie der 37-jährigen Zeinab, die in der gleichen Verteilung berücksichtigt wurde. Sie kommt aus Kipini in Tana River. Ihr Mann arbeitet als Gelegenheitsarbeiter in einer anderen Stadt. Sie erklärt: „Ich habe als Milchverkäuferin in Tana River gearbeitet, aber seit Beginn der Dürre stehen wir vor großen Schwierigkeiten. Meine Kühe sind verendet und die Kühe, die noch am Leben sind, sind nicht gesund genug, um Milch zu produzieren. Meine 3 Kinder und ich haben schwere Zeiten erlebt.“  

Naturkatastrophen sind Ereignisse höherer Gewalt und somit kaum vorhersehbar. Sie haben starke Schäden an der Wirtschaft und Infrastruktur zur Folge. Betroffene verlieren teils ihre gesamten Lebensgrundlagen. muslimehelfen versucht bestmöglich zu helfen. Deine Spende hilft dabei. 

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Zugehöriges Projekt

Darum ist die Zakat so bedeutend

Darum ist die Zakat so bedeutend

Die Wichtigkeit der Zakat wird meist vom religiösen Standpunkt aus erörtert, aber wir möchten Dir an dieser Stelle darlegen, welche Tragweite die Zakat bei der Finanzierung unserer humanitären Arbeit hat und wie die dafür eingehenden Spenden einzuordnen sind.

Zu Veranschaulichung blicken wir dafür auf die Spendeneinnahmen des vergangenen Jahres mit Hinblick auf die prozentuelle Verteilung zu Gunsten der verschiedenen Spendenzwecke.

2022 wurden 28,33 % der Gesamtspendeneinnahmen bei muslimehelfen als Zakat getätigt. Dies ist der größte Posten in unserem Spendenvolumen. Danach folgen mit 25,56 % der Spenden ohne näher definierten Zweck. Diese Spenden bezeichnen wir als ungebundene Spenden oder einfacher gesagt als Sadaqa. Danach folgen mit Abstand 16,67 % Spenden für die Waisenhilfe und 9,44 % der Spenden für die Umsetzung von Kurban-Projekten.

Die weiteren Spendenzwecke bewegen sich im unteren einstelligen Prozentbereich. Insbesondere Spenden für die Not- und Katastrophenhilfe machen dabei gerade mal 4,44 % unserer Spenden aus.

Es werden also auf das ganze Jahr gerechnet nur geringfügig mehr Spenden für die Nothilfe getätigt, als im Ramadan für die Zakatul-Fitr gespendet wird. Dann gibt es noch sonstige Spendenzwecke, die aber prozentual nicht sonderlich ins Gewicht fallen.

Wie erklärt sich dieses Spendenverhalten?

Um zu verstehen, warum die Zakat so einen großen Anteil unseres Spendenvolumens ausmacht, sollte man zunächst verstehen, dass die Zakat keine reguläre Spende ist, die ausschließlich freiwillig nach eigenem Ermessen getätigt wird. So ist die Zakat nach dem islamischen Glaubensverständnis eine vermögensabhängige Pflichtabgabe. Das heißt, dass diejenigen, die alhamdulillah mit Vermögen gesegnet sind, vor der Pflicht stehen ihre Zakat innerhalb eines Mondjahres zu entrichten. Auch bemisst sich die Höhe der Zakat nach einem festgelegten Berechnungsweg. Zur Erleichterung der Kalkulation haben wir übrigens mit zakat-rechner.de ein praktisches Online-Tool bereitgestellt.

Da die Zakat aber überhaupt erst fällig wird, wenn jemand über ein Jahr hinweg einen gewissen Freibetrag (auf arabisch: Nisab) überschreitet, der vom aktuellen Goldwert abhängt, bestehen Zakat-Spenden im Durchschnitt auch nicht aus kleineren zweistelligen Beträgen, sondern im Vergleich zu anderen Spendenzwecken im Schnitt aus dreistelligen Beträgen. Das heißt, dass eine geringe Anzahl an zakatpflichtigen Spendern eine größere Summe spendet, als sonst für andere Spendenzwecke entgegengenommen werden, was uns auch zum Knackpunkt der Zakat bei muslimehelfen führt.

Wofür wird die Zakat eingesetzt?

Die Zakat hat bei muslimehelfen eine ganz besondere Stellung und wir erfassen bei unseren Projektanträgen stets, ob die Begünstigten in den Hilfsprojekten auch für den Erhalt der Zakat im Sinne von Sure At-Tauba Vers 60 berechtigt sind, worin es in sinngemäßer Übersetzung heißt:

„Die Spenden sind ja für die Bedürftigen und die Armen und die dafür Tätigen und die, deren Herzen zusammengefügt werden, und für die Unfreien und die Verschuldeten und auf dem Weg Allahs und den Sohn des Weges’, eine Pflicht von Allah, und Allah ist wissend, weise.“

Da diese Bedingungen bei unseren Hilfsprojekten erfüllt werden, können wir die Zakat-Spenden vergleichbar mit ungebundenen Zwecken prinzipiell flexibel für alle unsere Spendenzwecke einsetzen.

Faktisch nutzen wir sowohl die Zakat als auch ungebundene Spenden, um Projektkosten zu decken, die sich nicht ausschließlich mit den dafür gezielt getätigten Spenden bezahlen lassen. Dies ist insbesondere bei der Not- und Katastrophenhilfe der Fall, für die im vergangenen Jahr wie eingangs erwähnt nur 3-4 % der Gesamtspenden eingenommen wurden, obwohl die Kosten für unsere Nothilfe-Projekte mit Abstand den größten Posten in unseren Ausgaben ausmachen.

Das heißt, dass Mittel für die Fortsetzung der Not- und Katastrophenhilfe fehlen, die weitestgehend mit Zakat-Spenden also mit bei muslimehelfen frei einsetzbaren Mitteln beglichen werden.

Entsprechen Zakat-Spenden also Nothilfe-Spenden?

Nein, denn obwohl mangels ausreichender Mittel im muslimehelfen-Nothilfe-Fonds und dem steigenden Bedarf ein Großteil der Nothilfe-Projekte mit Zakat-Spenden unterstützt werden, sind die beiden Spendenzwecke nicht deckungsgleich, denn es gibt auch andere Projekte, die mit Zakat-Spenden ermöglicht wurden.

So zum Beispiel Berufsbildungsprojekte in Ruanda, medizinische Projekte in Haiti, Schulsachen für bedürftige Kinder in Indien und Sri Lanka, Unterstützung für ein Blindenzentrum in Togo und auch Teile unserer Winterhilfe über die Du hier auf unserer Webseite mehr erfahren kannst.

Zakat macht unsere Hilfe flexibel

Wir danken daher allen bisherigen Zakat-Spendern für das in uns gesetzte Vertrauen und möchten alle zakatpflichtigen Geschwister dazu einladen sich anzuschließen, um über die Zakat weitere Hilfsprojekte zu unterstützen.

Darum ist die Zakat so bedeutend​

Zugehöriges Projekt

„Es gab nichts, was uns wärmen konnte…“

Kashfa Malik

Steigende Heizkosten in Deutschland erschweren den anstehenden Winter und stellen eine starke finanzielle Mehrbelastung für private Haushalte dar – insbesondere für die Einkommensschwächeren, die einen großen Teil ihres Einkommens für Energiekosten aufwenden. 

Ständige Sorgen um die Heizmöglichkeiten und die Angst vor Kälte sind jedoch seit Jahren Realität für den Großteil der Bedürftigen aus unseren Projektländern. Unsere Partner berichten, dass Güter wie Decken in bestimmten Regionen zu Luxusgütern geworden sind. Folglich ist die Winterhilfe, die muslimehelfen seit Jahren in verschiedenen Projektländern leistet, eine besonders große Hilfe in kritischen Zeiten. 

Auch in 2021 und Mitte 2022, konnte Winterhilfe dank großzügiger Spenden erfolgreich umgesetzt werden. Dafür wurden 163.159 € aufgewendet. Die Not von 5.883 bedürftigen Familien aus Albanien, Bangladesch, Indien, Nepal, Simbabwe, Südafrika und Ukraine konnte gelindert werden.  

Es wurden neun Projekte umgesetzt und insgesamt 5.668 Decken, 85 Jogginganzüge für Kinder, 150 Trainingsanzüge für Kinder, 3.000 Schals für Frauen, 1.893 Pullover, 1.893 Wollmützen, 1.550 Paare Handschuhe und 65 Tonnen Kohle ausgegeben. Zudem wurden 6.250 kg Mehl, 750kg Zucker, 500 Liter Speiseöl, 1 Tonne Reis, 1 Tonne Nudeln, 50kg Salz und 250kg Kekse an Lebensmitteln finanziert, um den Betroffenen den Winter zu erleichtern. 

Ein Teil der genannten Hilfsgüter wurde in den Armenvierteln der Distrikte Dharwad und Belgaum in Indien verteilt. Unsere Partner vor Ort berichten, dass der Großteil der Begünstigten unterhalb der Armutsgrenze lebt und ein Teil ohne Arbeit ist. Einige arbeiten als Tagelöhner auf dem Feld, als Hausangestellte in privaten Haushalten, andere als Tagelöhner in Fabriken, die letztes Jahr aufgrund der Pandemierestriktionen geschlossen hatten. Somit fehlten Mittel für den täglichen Bedarf. Die Begünstigten verdienen durchschnittlich 100 indische Rupien, was mit dem heutigen Wechselkurs umgerechnet ungefähr 1,25 € beträgt. (Stand 13. Oktober 2022) Das Geld reicht nicht aus, um eine acht- bis neunköpfige Familie zu versorgen. Auf Rücklagen können sie auch nicht zurückgreifen. Folglich fehlen Mittel für warme Kleidung, Decken oder Heizkosten. 

Um Heizkosten zu sparen, sollte ein Haus generell über eine gute Isolierung verfügen. Sie sorgt dafür, dass im Sommer die Hitze nach außen befördert wird und im Winter, der Wärmestrom verlangsamt wird, um die Wärme im Haus beizubehalten. Für eine optimale Isolierung des Hauses müssen jedoch entsprechende Produkte erworben werden, die sich bedürftige Haushalte nicht leisten können.

Indien: Winterhilfe bereitet der Familie von Shivaji eine große Freude.

Die Wohnsituation in den Armenvierteln ist schwierig, so wie die der Familie von Shivaji aus dem Distrikt Dharwad in Indien. Shivaji wohnt zusammen mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern und seinem Sohn in einer kleinen Hütte. Bei ihrem Bau wurde beschädigtes Blech und Lehm für die Wände benutzt. Die Familie berichtet, dass die Wohnbedingungen sehr schlecht sind. Die Hütte hat Risse in den Wänden und Löcher im Dach, was den Sommer und den Winter unerträglich für sie macht. Vor allem im Winter geht sehr viel Energie verloren, da Wärme steigt und durch das Dach entweicht. Entsprechende Hilfsmittel für den Winter kann sich die Familie jedoch nicht leisten. Wie auch, wenn Shivaji, der Alleinverdiener der Familie, als Tagelöhner arbeitet. Er stellt Schmuck her und verkauft ihn auf dem Markt. Die Preise für Schmuck aus Metall sind sehr niedrig. Ein Ring kostet 5 Rupien – das sind umgerechnet etwa 6 Cent. Da der Familie die Mittel fehlen für Decken und entsprechende Winterkleidung, macht ihnen die Kälte besonders zu schaffen. Regenfälle und die extreme Kälte wirken sich negativ auf ihre Gesundheit aus. Sie haben mit Erkältungen und einem Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen. Vor allem Shivaji ist betroffen, der sich in den kalten Stunden morgens für die Arbeit fertig macht. Er erzählt: „In diesem harten Winter muss ich jeden frühen Morgen zur Arbeit gehen. Ich habe keine vernünftige Kleidung, die mich schützt. Wir haben mit vielen Problemen in unserem Alltag zu kämpfen wegen der fehlenden, warmen Winterkleidung. Ich werde die letzte Nacht nicht vergessen, weil es sehr kalt war. Es gab nichts, was uns wärmen konnte. Meine Kinder haben gezittert im Schlaf.“   

Folglich war die Ausgabe von Decken, Pullovern, Wollmützen und Handschuhen eine besondere Erleichterung für die betroffenen Familien. Die Familie von Shivaji bedankt sich für die Hilfsgüter: „Diese warme Decke, der Pullover, die Handschuhe und Wollmütze werden uns dabei helfen, den harten Winter zu überleben. Ich danke den Spendern von muslimehelfen. Möge Allah sie für alles belohnen und ihr Vermögen vermehren, damit sie den Bedürftigen weltweit beistehen können.“ 

In einer ähnlich prekären Wohnsituation befinden sich die Rohingya in Cox´s Bazar in Bangladesch. Über eine Million Rohingya sind in 32 Camps in Cox’s Bazar untergebracht. Sie sind vor der Gewalt in Myanmar geflohen. Die Camps sind überfüllt und der Bedarf an Nahrung, Kleidung, Unterkunft, sauberem Wasser und Gesundheitsfürsorge ist sehr groß. Zu den dringlichsten Bedürfnissen gehören die Unterkünfte, welche anfällig sind für Fluten und Erdrutsche und oft wieder aufgebaut werden müssen. Als Übergangslösung werden die Menschen in provisorischen Unterkünften untergebracht.

Laut dem UNHCR beträgt die Durchschnittstemperatur in den Camps im Januar 15 Grad. Obwohl die Temperatur vergleichsweise zu anderen Regionen moderat ist, sind die Rohingya dennoch aufgrund des Mangels an adäquater Kleidung sowie Isolierung der Unterkünfte gefährdet. Vor allem sind die Nächte sehr kalt, wie Nur (58) erzählt: „Assalamu alaikum. Ich lebe in diesem Flüchtlingslager. Es ist nachts sehr kalt. Es ist sehr schwierig in der Nacht ohne eine gute Decke zu schlafen. Heute bin ich sehr glücklich darüber, eine Decke und einen Schal von eurer Organisation zu erhalten. Die Hilfsgüter werden unsere Not im Winter stark lindern und uns vor Krankheiten beschützen. Möge Allah diejenigen segnen, die uns mit Winterhilfe unterstützt haben. Amin.“ 1500 bedürftige Rohingya-Familien konnten über die Winterhilfe mit jeweils einer Decke und einem Schal für Frauen versorgt werden. Da durch den Zustrom der Rohingya-Flüchtlinge die Lebensgrundlage der Gastgemeinden stark beeinträchtigt wird, wurden auf behördliche Anweisung auch die gleichen Hilfsgüter an 500 einheimische Familien verteilt. 

Bangladesch: Decke und Schal erleichtern den Winter in Cox ́s Bazar

Neben der Isolierung beziehungsweise der Konstruktion der Unterkünfte von Bedürftigen spielt auch die geografische Lage eine wichtige Rolle – wie die Lage der Unterkünfte von bedürftigen Familien aus den Distrikten Sirajganj, Naogaon und Moulvibazar im Norden Bangladeschs. Der nördliche Teil von Bangladesch liegt in den Gebirgsausläufern des Himalaya und wird jährlich von einer massiven Kältewelle getroffen. Vor allem die Monate Dezember bis Februar sind sehr hart. Die Bevölkerung in dieser Region verdient durch die Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt, der jedoch stark beeinträchtigt wird durch das Eintreten von Wirbelstürmen, Dürre, Flusserosion und Überschwemmungen. Infolgedessen bleiben sie arm. Die staatliche Hilfe reicht nicht aus für die Finanzierung von Winterkleidung.

Der schlechte Zustand ihrer Wohnungen verschlimmert die Situation. Um den Winter zu überstehen, tragen manche Bedürftige abgetragene Kleidung, wie die 53-jährige Fatema aus Naogaon: „Ich arbeite als Hausangestelltin in privaten Haushalten und versorge meine dreiköpfige Familie mit den Mitteln, die ich verdiene. Mein Ehemann ist vor zwei Jahren verstorben. Wir besitzen keine Winterkleidung von guter Qualität. Wir benutzen alte, abgetragene, warme Kleidung, die wir von den Haushalten bekommen haben, für die ich arbeite. Heute bin ich sehr glücklich darüber, zwei neue, warme Winterartikel von eurer Organisation zu erhalten. Wegen der warmen Decke und des Schals werden wir im Winter keine Sorgen mehr haben. Ich bete zu Allah für das Wohlbefinden von denjenigen, die uns mit dieser warmen Kleidung im Winter unterstützt haben. Möge Allah euch mit Stärke segnen, mehr Menschen in Not beizustehen.“ 1000 bedürftigen Familien aus der Region konnte damit der Winter erleichtert werden.

Bangladesch: Winterhilfe im Norden Bangladeschs sorgt für lächelnde Gesichter

Auch Bedürftige aus Kathmandu erleben einen harten Winter aufgrund der geografischen Lage. Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals und befindet sich in einem Tal inmitten des Himalaya. Die Partner berichten, dass die Temperaturen im Winter bis zu 0 Grad fallen. Die Tage sind warm, in der Nacht und am Morgen herrscht eine klirrende Kälte, die Bedürftige ertragen müssen, da sie sich keine Winterkleidung leisten können. Die Partner erzählen, dass es den Bedürftigen sehr schwerfällt, ihre Arbeit bei der Kälte auszuführen. Wenn sie jedoch nicht arbeiten, verdienen sie kein Geld und können folglich ihre Grundbedürfnisse nicht decken. Hinzu kommt, dass sie aufgrund der vorherrschenden Kälte nicht ausreichend Schlaf erhalten, wodurch ihre Arbeitsleistung am nächsten Tag negativ beeinflusst wird. Die Bevölkerung steht gegenüber großen Schwierigkeiten. Durch die Pandemie und die Ausgangsbeschränkungen haben viele Bedürftige ihre Arbeit verloren. Mittel für Winterkleidung fehlen.

Folglich war die Verteilung von Decken, Pullovern und Wollmützen eine große Hilfe, wie die 15-jährige Cunnia aus Kathmandu erzählt: „Ich wohne mit meiner Mutter und zwei jüngeren Schwestern zusammen. Mein Vater ist jung in Folge eines Unfalls gestorben. Meine Mutter hat Probleme mit ihren Augen. Wir leben in einer kleinen Hütte am Ufer eines Flusses, weshalb wir frieren. Ich sammle Müll und verkaufe ihn an Läden. Das ist unsere einzige Einkommensquelle. Es war viel einfacher für uns, als mein Vater noch am Leben war. Ich muss Geld sparen und meine Mutter behandeln lassen. Der Arzt hat uns eine Augenoperation empfohlen. Die warme Kleidung bedeutet uns so viel!“. Wenn Geld für medizinische Behandlungen zur Seite gelegt wird, bleiben keine Mittel für warme Winterkleidung übrig. Bei dieser Winterhilfe wurden 343 bedürftige Familien berücksichtigt, darunter Bettler, Müllsucher, Fabrikarbeiter, Reinigungskräfte, Tagelöhner, Waisen und Menschen mit Behinderungen.

Nepal: Freudige Momente der Winterhilfe

Neben Decken und Winterkleidung wurde über die Winterhilfe auch Heizmaterial wie Kohle verteilt. 65 bedürftige Familien aus Dörfern rund um Novoalekseevka und Ginichesk in Kherson in der Ukraine wurden mit jeweils einer Tonne Kohle versorgt. Für die Winterzeit benötigt eine Familie durchschnittlich 1-1,5 Tonnen Kohle, um damit kochen und heizen zu können. Dabei stellt der Ofen das Zentrum beziehungsweise den Treffpunkt der Familie dar, da er die einzige Wärmequelle im gesamten Haushalt im Winter ist. Bei den Bedürftigen handelt es sich primär um Binnenflüchtlinge, die infolge der Kämpfe in der Ostukraine und der Besetzung der Krim geflohen und in einfachen Holzhäusern in Dörfern und Städten untergekommen sind. Ihre wirtschaftliche Situation ist schwierig und sie erhalten zudem keine staatliche Unterstützung. Folglich war die Versorgung der Familien mit Kohle eine besondere Erleichterung.

Ukraine: Winterhilfe in Form von Kohle

Weitere Winterhilfe wurde im Juni und Juli 2022 auf der Südhalbkugel geleistet. Während wir in Deutschland zu der Zeit warme Temperaturen erleben, haben in Südafrika und Simbabwe die Temperaturen ihren Tiefpunkt erreicht. Der Winter ist ungefähr von Juni bis August. Zu den sinkenden Temperaturen kommen in Südafrika noch Starkregenfälle und heftige Winde dazu. Die Partner aus Südafrika berichten, dass Decken zu Luxusgütern geworden sind, die sich Bedürftige nicht leisten können. Daher wurden insgesamt 400 Decken an Familien mit geringem oder gar keinem Einkommen, an Witwen sowie Familien mit Waisen und Migranten ausgegeben.  

Auch in Simbabwe wurden Decken ausgegeben, die Alte, Menschen mit Behinderungen, Witwen sowie chronisch Kranke erhalten haben. Sie sind in der Regel im informellen Sektor und in der bäuerlichen Landwirtschaft tätig oder auf die Hilfe der Kinder oder anderer Familienmitglieder angewiesen. Zusätzlich wurden 150 Trainingsanzüge an Waisenkinder sowie gefährdete Kinder verteilt.  

Die 40-jährige Kulaiti aus Harare, Simbabwe bedankt sich für die geleistete Hilfe:

„Dieses Projekt hat uns sehr geholfen. Wir sind sehr glücklich und wir danken euch vielmals. Möge Gott euch segnen und euch Gesundheit schenken. Gepriesen sei Gott, diesen Winter können wir uns wärmen. 

Südafrika: Ausgabe von Decken bereitet Bedürftigen aus Südafrika eine Freude
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„Es gab nichts, was uns wärmen konnte…“

Zugehöriges Projekt

Hilfe und Hoffnung durch medizinische Versorgung

Hilfe und Hoffnung durch medizinische Versorgung

Gaby Hülsmann

„Mein Name ist Thomas, bin 35 Jahre alt und Krebspatient aus Malindi. Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne. Ich war ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann in Malindi und habe Handel zwischen Malindi und Nairobi betrieben. Unglücklicherweise war ich in den vergangenen vier Jahren immer nachts krank mit hohem Fieber. Drei Monate lang bin ich von einem Krankenhaus zum anderen gegangen, aber das Fieber hat nicht aufgehört.“

So wie Thomas geht es vielen Menschen in Kenia, dessen Gesundheitssystem nicht darauf ausgelegt ist spezialisierte Behandlungen anzubieten, die für alle Bürger finanzierbar sind. Darüber hinaus ist der Mangel an Ärzten und Krankenhausbetten ein weiteres schwerwiegendes Problem. So kommen nach Angaben der WHO (World Health Organization) im Durchschnitt auf 10.000 Personen nur 2 Ärzte. Spezialisten sind noch seltener. So müssen die Patienten unter Aufbringung hoher Kosten in die oft weitentfernten Städte Mombasa oder Nairobi reisen, um Behandlungen und Konsultationen vorzunehmen. Auch Thomas aus Malindi musste lange warten, bis er überhaupt eine Diagnose erhielt: „Vor drei Jahren gab es hier an der Tawfiq Klinik einen HNO-Behandlungstag mit Ärzten aus den USA, sie haben das Lymphom gesehen und mir geraten einen Test durchführen zu lassen. Danach wurde ich mit einem großen B-Zellen Lymphom (einer Art von Krebs) diagnostiziert und mir wurde geraten, sofort einen Onkologen aufzusuchen. Es war schwierig für mich ständig nach Mombasa zur Chemotherapie zu fahren, aber es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine Krebsstation in der Nähe.“

Kenia: Die neu eingerichtete Krebsstation erleichtert die Behandlung für die Patienten.
Kenia: Die neu eingerichtete Krebsstation erleichtert die Behandlung für die Patienten.

Alhamdulillah, konnte muslimehelfen den Ausbau der Krebsstation und deren Ausstattung im Jahr 2020-21 finanzieren. Es ist die einzige Station in der Küstenregion außerhalb Mombasas, die medizinische Behandlungen in diesem Umfang anbietet. Für die Menschen in diesem Teil Kenias ist die Tawfiq Klinik der Zugang zu einer hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsversorgung. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt vom Fischfang, Kleinhandel oder sind Kleinbauern. Sie alle haben ein sehr geringes Einkommen und nicht die Mittel für eine rechtzeitige medizinische Versorgung. Selbst die Kosten für den Transport zu einer Klinik sind oftmals schon zu hoch. Auch Thomas ist Patient in der neuen Krebsstation:

„Später, mit der Hilfe von lokalen Ärzten, haben wir entschieden, die Chemotherapie in der Tawfiq Klinik zu machen. Das ist jetzt ein Jahr her. Der Arzt wurde vom Onkologen aus Mombasa angeleitet und die Behandlung wurde auf einer normalen Station in der Tawfiq Klinik durchgeführt, da die Krebsstation noch nicht fertig war. Am 21. September 2021 wurde ich erfolgreich in der neuen Krebsstation behandelt. Mir wurde gesagt, dass ich der erste Patient bin, der die Station besucht. Sie ist wunderschön erbaut, schön gestaltet, gut geführt und sehr kühl. Ich danke der Tawfiq Klinik und muslimehelfen, dass sie diese Krebsstation in Malindi gebaut haben, das hat es mir erleichtert, meine Chemotherapie zu bekommen. Vielen Dank und möge Allah euch segnen.“

Kenia: Das Stationszimmer der Krebsstation dient auch als Sprechzimmer.
Kenia: Das Stationszimmer der Krebsstation dient auch als Sprechzimmer.

Seit mehreren Jahren unterstützt muslimehelfen die Tawfiq Klinik beim Ausbau von Stationen und deren Aus- stattung, alhamdulillah. 2018 konnte das neu errichtete Ambulanzgebäude, das muslimehelfen mitfinanziert hat, feierlich eröffnet werden. Die Ausstattung des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses wurde auch von muslimehelfen finanziert. Insgesamt wurden dafür 257.747 Euro aufgewendet. Die Tawfiq Klinik ist nur eines von mehreren Gebäuden, die aus Spenden für Sadaqa Dscharija finanziert wurden. Im Jahr 2020 folgte dann der Ausbau des zweiten Stockwerks, da dort das neue Dialysezentrum und die Krebsstation entstanden. muslimehelfen hat den Ausbau und die Ausstattung der Stationen mit 249.610 Euro finanziert.

Neben dem Ausbau und der Ausstattung der Krebsstation hat die Tawfiq Klinik die Mittel für die Ausstattung eines Dialysezentrums erhalten. Somit können auch in diesem Bereich lebenswichtige Behandlungen angeboten werden. In diesem Jahr haben drei Stationen weitere medizinische Geräte erhalten. Unter anderem wurde die Notaufnahme mit vier hydraulischen Rettungsliegen und einer Trennwand aus Aluminium mit Vorhängen ausgestattet.

Kenia – Tawfiq Klinik: Vier hydraulische Betten und eine Trennwand mit Vorhängen wurden für die Notaufnahme von muslimehelfen finanziert.
Kenia: Neue Ausstattung in der Tawfiq Klinik.

Eine andere Klinik liegt im westlichsten Projektland von muslimehelfen. Die kleine Hope Klinik befindet sich in einem Ort bei Miragoane in Haiti. Der Inselstaat mit seinen ca. 11 Millionen Einwohnern zählt seit Langem zu einem der ärmsten Länder der Welt. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf Nahrungsmittelbeihilfe angewiesen. Haiti ist laut der Vereinten Nationen das Land, das am wenigsten finanzielle Hilfe erhält und über dessen Krisen am wenigsten berichtet wird. Und zu berichten gibt es viel. Denn nicht nur Naturkatastrophen suchen den Inselstaat häufig heim, sondern auch der Klimawandel bedroht besonders durch steigende Meeresspiegel die Küstenregionen. Auch politisch kommt das Land seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe. Seit der Ermordung von Präsident Moise im Juli 2021 droht das Land noch tiefer in Gewalt zu versinken. Dieser Faktor spielt eine entscheidende Rolle, denn er erschwert die Arbeit der Partnerorganisation von muslimehelfen sehr. Dabei ist der Bedarf an medizinischer Versorgung, die kostenlos angeboten wird, enorm hoch. Schätzungen zufolge kommen sieben Krankenhausbetten und zwei Ärzte auf je 10.000 Einwohner.

Haiti: Im Jahr 2012 wurde die Hope Klinik eröffnet.
Haiti: Im Jahr 2012 wurde die Hope Klinik eröffnet.

Die Hope Klinik in einem Ort bei Miragoane wurde 2012 eröffnet, nachdem unsere Partnerorganisation ein kleines Haus gekauft und umgebaut hatte. Im Jahr 2018 erhielt die Klinik eine Solaranlage, um die Energieversorgung sicherzustellen. Des Weiteren konnte im selben Jahr ein gebrauchtes Fahrzeug erworben werden, mit dem die Ärzte Hausbesuche bei Patienten in abgelegenen Regionen machen können, die nicht in die Klinik kommen können. In der Hope Klinik sind über 20.000 Patienten registriert. Viele von ihnen leben in abgelegenen Regionen und sind nicht mobil. Seit die Klinik in Betrieb genommen wurde, finanziert muslimehelfen die notwendigen Medikamente, die kostenlos an die Patienten abgegeben werden. So wie an Abdullah. Er ist 35 Jahre alt und kommt aus Miragoane:

„As-salamu alaikum. Durch die Gnade Allahs hilft mir die Medizin von euch sehr. Ich war sehr krank. Jetzt bin ich sehr froh und dankbar. Ich bitte euch, dass ihr auch weiterhin Menschen helft. Ich hoffe, ihr betet alle für uns. Die Haitianer brauchen euch, weil hier sehr viele Leute krank sind. Möge Allah euch Gutes geben.“

All diese Projekte sind auch dank Deiner Unterstützung möglich. Möge Allah Dich dafür reichlich belohnen.

Haiti: Die Medikamente werden kostenlos an die bedürftigen Patienten abgegeben.
Haiti: Die Medikamente werden kostenlos an die bedürftigen Patienten abgegeben.
Hilfe und Hoffnung durch medizinische Versorgung

Zugehöriges Projekt

9 Gründe für Nothilfe-Dauerspende
9 Gründe für Nothilfe-Dauerspende

Wir empfehlen anstelle von Einzelspenden lieber die Einrichtung einer Dauerspende für den muslimehelfen Notfall-Fonds, aber warum eigentlich? Macht das etwa einen Unterschied? Wir verraten es Dir in den nachfolgenden 9 Punkten.

1. Weniger Belastung durch einen monatlichen Beitrag

Während ein größerer einmaliger Spendenbetrag je nach Einkommen durchaus als Ausgabe spürbar sein kann, fällt ein kleinerer Betrag erfahrungsgemäß kaum ins Gewicht. So kann man jeden Monat Gutes tun, ohne sich dabei zu überfordern.

2. Regelmäßiger Segen

Aus Hadithen geht hervor, dass Allah beständige gute Taten liebt und einen dafür ebenso beständig belohnt. Spende daher regelmäßig und hoffe auf Allahs Segen.

3. Weniger Aufwand

Dadurch, dass die Spende nur einmalig einge- richtet werden muss, bleibt sowohl dem Spender als auch der Spendenverwaltung wiederkehrender Zeitaufwand erspart.

4. Bessere Planbarkeit

Durch die Regelmäßigkeit von Dauerspenden lässt sich die Finanzierung von Nothilfeprojekten zuverlässiger planen.

5. Unterstützung für verschiedene Hilfsprojekte

Dadurch, dass Du regelmäßig spendest, unterstützt Du auch verschiedene Nothilfeprojekte und kannst so zahlreichen Menschen in ihren Notlagen beistehen.

6. Steuerliche Absetzbarkeit

muslimehelfen e.V. ist gemeinnützig anerkannt. Spenden lassen sich daher steuermindernd geltend machen. Ab einer Gesamtspendensumme von 200 Euro pro Jahr, die sich mit monatlichen Spenden leicht erreichen lässt, verschicken wir am Anfang des ersten Quartals des Folgejahrs automatisch eine Spendenbescheinigung per E-Mail.

7. Wunschintervall

Eine Dauerspende muss übrigens nicht monatlich erfolgen. In unserem Spendenformular kannst Du auch vier teljährlich, halbjährlich oder jährlich als Intervall einstellen.

8. Flexibler Abbuchungstermin

Bei muslimehelfen kannst Du bestimmen, ob Deine Spende zum Anfang, zur Mitte oder zum Ende des Monats von
Deinem Bankkonto abgebucht werden soll. Dies ist besonders praktisch, damit Deine Dauerspende nach Deinem Gehaltseingang getätigt werden kann.

9. Jederzeit anpassbar

Lebensumstände können sich ändern. Solltest Du daher beispielsweise den Betrag Deiner regelmäßigen Spende erhöhen oder senken wollen oder den Zeitpunkt anpassen wollen, kannst Du einfach per E-Mail an info@muslimehelfen.org Kontakt mit uns aufnehmen und wir kümmern uns um Dein Anliegen. Auch eine Kündigung Deiner Spende ist kein Problem.

Wir würden uns daher im Namen der Bedürftigen freuen, wenn Du im Rahmen Deiner Möglichkeiten eine Dauerspende für die Nothilfe einrichtest. Wahlweise online per Lastschrift als Zahlungsart oder weise einen Dauerauftrag über Deine Bank an. Möge Allah Dich für Deine Großzügigkeit belohnen.

9 Gründe für eine Dauerspende zu Gunsten der Not- und Katastrophenhilfe

Zugehöriges Projekt

Hungerhilfe zwischen Dürre und Flut

Hungerhilfe zwischen Dürre und Flut

Soufian El Khayari

Als humanitäre Hilfsorganisation orientiert sich unsere Arbeit nach dem Bedarf der Notleidenden, von denen viele aus dem landwirtschaftlichen Sektor kommen. Wir sprechen dabei von Bauern, Viehzüchtern und Fischern. Die Lebensgrundlage dieser Menschen hängt dabei stark von den klimatischen Umständen ab.

In Ostafrika hat es nun seit mehr als einem Jahr nicht mehr ausgiebig geregnet, was bedrohliche Folgen für die Bevölkerung mit sich bringt. Ganze Regionen sind vertrocknet, Wasser ist zur Mangelware geworden und daraus resultierende Hungersnöte gefährden sowohl das Leben der Menschen als auch das ihrer Nutztiere. Weiterhin ist nicht absehbar, wie lange die Dürre noch anhalten wird. Es ist daher wenig verwunderlich, dass unsere Projektpartner vermehrt Hungerhilfe anfragen und wir unsere humanitäre Arbeit wohl auch in der nächsten Zeit darauf konzentrieren müssen, Lebensmittel an Bedürftige verteilen zu lassen. Solche Hilfsprojekte sind zwar nicht nachhaltig im Sinne eines anhaltenden materiellen Effekts, aber sie sind dringend notwendig, um den Betroffenen gegen den akuten Hunger zu helfen.

So zum Beispiel in Kenia, wo wir im vergangenen Jahr in mehreren Ortschaften wiederholt Hungerhilfe finanzieren konnten.
Kenia besteht aus mehreren dezentral verwalteten Counties. Zwei davon sind Kilifi und Tana River, die am schwersten von der Dürre betroffen sind. Mangels ausreichender Regenfälle konnte in diesen Gebieten bereits seit 2020 nahezu nichts angepflanzt werden.

Die Ernten sind folglich ausgeblieben, worunter die Bauern und Hirten samt ihrer Familien leiden. Aber auch tausende Tiere und insbesondere Kühe und Ziegen sind durch die Dürre gestorben. Dazu kommen noch die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen von COVID-19, die selbst über landwirtschaftliche Tätigkeiten hinweg den Alltag der Menschen erschweren und zu vielen Firmenschließungen und Geschäftsaufgaben führten.
Das Ziel der dortigen Hungerhilfe war zunächst 1900 bedürftige Familien in mehreren Dörfern mit Lebensmittelpaketen aus jeweils 5 Kilogramm Reis, 5 Kilogramm Maismehl, 4 Kilogramm Bohnen, 2 Litern Speiseöl und einem Kilo Salz zu versorgen.

Kenia: Vorbereitung für die Verteilung der ersten Hungerhilfe 2021 in Tana River County
Kenia: Vorbereitung für die Verteilung der ersten Hungerhilfe 2021 in Tana River County

Die Lebensmittelpakete wurden dabei so zusammengestellt, dass die Familien davon je nach Verbrauch und Anzahl der Familienmitglieder etwa 2 Wochen leben können. Zwischen dem 29. Oktober und dem 6. November 2021 konnten dann die geplanten Verteilungen alhamdulillah in 9 verschiedenen Dörfern erfolgreich durchgeführt werden. Unter den Begünstigten waren teils auch Waisen, Witwen, ältere Menschen und Arbeitssuchende. Auch konnten glücklicherweise 27 Familien mehr berücksichtigt werden, als ursprünglich im Projektantrag angedacht waren.
Abgesehen von den Lebensmittelverteilungen durch unsere Projektpartner erhielten die Begünstigten an diesen Orten leider kaum anderweitige Unterstützung. Umso erleichterter waren sie daher über die Spenden von muslimehelfen, da sie nun zumindest etwas auf dem Tisch hatten.

Kenia: Kostenlose mobile Klinik 2021
Kenia: Kostenlose mobile Klinik 2021

Fatima, eine 81-jährige Witwe aus Garseni, die mit der Familie ihres 73-jährigen Bruders lebt, sagte nach dem Erhalt der Hilfsgüter, dass sie allen, die an sie in ihrem hohen Alter und an ihre Familie gedacht haben, bei Allah die höchste Stufe des Paradieses wünscht.

Awadh, ein 88-jähriger Viehzüchter, ebenfalls aus Garseni der vor einigen Jahren noch eine beachtliche Anzahl an Kühen und Ziegen besaß, aber aufgrund von Dürren seinen gesamten Besitz verlor und seit einem schweren Sturz mit Krücken laufen muss, sagte dazu in sinngemäßer Übersetzung:

„Ich gehör te zu den glücklichsten Personen, die ein starkes und schweres Lebensmittelpaket durch die Partner von muslimehelfen erhalten haben. Als Familie sind wir Allah dankbar, dass er uns diese Prüfungen hat durchstehen lassen und wir danken euch für eure Spenden. Möge Allah euch mit dem Einlass in den Paradiesgar ten belohnen.”

Der Projektwert betrug dabei 3.508.048,80 kenianische Schilling, was beim damaligen Wechselkurs 27.594 Euro entsprach.

Gegen Ende des Jahres wurde ein ähnliches Folgeprojekt im Tana Delta Sub-County umgesetzt, bei dem in 21 Dörfern Lebensmittelpakete an 3000 Familien verteilt wurden.

Im Vergleich zum Vorgänger des Projekts wurde dabei nicht nur die Anzahl der Bedürftigen gesteigert, sondern das Hilfsprojekt wurde auch um medizinische Untersuchungen erweitert. So konnten 1109 Patienten an zwei Projektorten kostenlos medizinisch behandelt werden.

Dies ist insofern eine wertvolle Unterstützung für die Betroffenen gewesen, da viele Patienten in abgelegenen Ortschaften leben und keine Möglichkeit haben, die weit entfernten medizinischen Einrichtungen aufzusuchen und sich die Medikamente sonst auch nicht leisten könnten, die dank Spenden bezahlt wurden.

Wenige Monate später erfolgte vom 16. bis zum 30. Dezember eine dritte Lebensmittelverteilung zu Gunsten von 1336 Familien. Anfang diesen Jahres wurde ein viertes Projekt dieser Art zu Gunsten von 2017 Familien durchgeführt und im Juni 2022 konnte eine fünfte Hungerhilfe im Tana River Delta Sub-County für 1910 Familien umgesetzt werden, die allesamt Lebensmittelpakete mit der gleichen Zusammenstellung wie bei der ersten Verteilung erhielten.

Neben der Hungerhilfe an der Küste Kenias in Kilifi und Tana River, fanden außerdem in mehreren Dörfern in Wajir County vergleichbare Lebensmittelverteilungen statt.

Wajir County gehört zu den am wenigsten entwickelten Regionen im Norden Kenias. Die Bewohner dieser Gegend sind größtenteils somalische Hirten, deren Einkommen hauptsächlich von der Viehzucht abhängt. Sowohl historische Gegebenheiten, als auch eine schlechte Regierungsführung und klimatische Veränderungen trugen zum Elend der lokalen Gemeinschaft bei. Etwa 72 % der Menschen in dieser Region leben unterhalb der Armutsgrenze und etwa 68 % der Bevölkerung haben noch nie eine Schule besucht. Umso schwerwiegender sind die Auswirkungen der Dürre auf die Menschen in Wajir County.

Die begünstigten Familien in Wajir County erhielten jeweils 12 Kilogramm Weizenmehl, 12 Kilogramm Maismehl, 10 Kilogramm Bohnen, 3 Liter Pflanzenöl und 3 Kilogramm Milchpulver. Dies sind im Vergleich zu den Verteilungen in Kilifi und Tana River deutlich mehr Hilfsgüter pro Familie, wodurch gewährleistet werden soll, dass die Lebensmittel je nach Verbrauch etwa doppelt so lange anhalten.

Bei dem ersten Projekt Ende letzten Jahres in Wajir County konnten 650 Familien berücksichtigt werden.
Eine 68-jährige Begünstigte namens Polga aus einem Dorf in Korondile sagte dazu:
„Wir sind dankbar gegenüber den Menschen, die uns diese ausgewählten Lebensmittel gebracht haben. Insbesondere danken wir den Muslimen außerhalb des Landes, die an uns gedacht haben und die Hilfe verteilt haben. Wir bitten weiterhin darum diese Spenden fortzusetzen, bis wir die Dürre durchgestanden haben.“

Die 45-jährige Amina aus einem Dorf in Adema bedankte sich ebenfalls und machte deutlich, dass sie die Lebensmittel in Zeiten einer schweren Dürre erreicht haben und der Bedarf groß ist.

Zwischen den Jahren konnte außerdem 505 Familien in Wajir County in ähnlicher Weise geholfen werden. Im Sommer 2022 wurde über ein drittes Hilfsprojekt 460 Familien versorgt.

Die 32-jährige Saadia aus einem Dorf in Wajir County sagte dazu: „Uns wurden sehr gute Lebensmittel gebracht. Wir sind äußerst glücklich und dankbar gegenüber Allah, dem Allmächtigen, und denen, die uns diese Hilfsgüter gebracht haben. Inschallah werden diese Lebensmittel einen Monat ausreichen. Möge Allah, diejenigen segnen, die dies gespendet haben und deren Vermögen vermehren.“

Wenn der Regen zur Gefahr wird

Nun sollte man doch meinen, dass es lediglich regnen müsse, damit sich die Situation wieder entspannt. Das Problem ist jedoch, dass der ausgetrocknete Boden nach einer monatelangen Dürreperiode einfach nicht mehr in der Lage ist größere Wassermassen in kurzer Zeit aufzunehmen.

Wenn es dann zu Starkregen kommt, kann das Wasser nicht abfließen und bildet neben Überschwemmungen, Erdrutschen und Schlammlawinen zusätzlich auch noch die Gefahr von Krankheiten wie Cholera und Hepatitis.

Kenia: Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige in Tana River County
Kenia: Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige in Tana River County

Betroffene Bauern und Hirten aus dem Flussgebiet, mussten daher in der Vergangenheit ihr Hab und Gut zurücklassen, um sich in Sicherheit zu bringen und sich in höheren Gebieten neu anzusiedeln, was mitunter ebenfalls die Verteilung von Lebensmittelhilfen notwendig macht.

Folglich haben viele der Begünstigten dieser Hilfsprojekte tragischerweise sowohl unter den unmittelbaren Folgen der Dürre gelitten, als auch die Auswirkungen der vergangenen Flutkatastrophen hinter sich, bei denen sie alles verloren haben.

Auch wurden die Straßen durch Überflutungen beschädigt, was die Umsetzung der humanitären Arbeit erschwert und den Transport der Hilfsgüter teils nur mit Allradantrieb ermöglicht.

Hungerhilfe zwischen Dürre und Flut

Zugehöriges Projekt

Bildung - ein Weg in die Unabhängigkeit

Bildung - ein Weg in die Unabhängigkeit

Kashfa Malik

„Lies“, so lautet das erste Wort der islamischen Offenbarung. Bildung und Wissen nehmen im Islam einen besonderen Stellenwert ein. So heißt es im Koran unter anderem: „(Wisse) denn (dass) Gott hoch erhaben ist, der Letzte Souverän, die Letzte Wahrheit: […] sag (immer): ‚O mein Erhalter, lasse mich an Wissen wachsen.” (Koran 20:114). Beide Geschlechter sollen gleichermaßen stets nach Wissen streben. Der Prophet (s) sagte: „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau“. Solange er dies tut, ist er „bis zu seiner Rückkehr auf dem Pfade Gottes“ (Tirmidhi, ilim 2, 2650). Das Sahih-Werk des Al-Bukhari widmet ein ganzes Kapitel dem Wissen: „Die Tugend desjenigen, der Wissen erlangt und dieses anderen weitergibt.“ Unter anderem heißt es in diesem Kapitel, dass der Prophet (saw) sagte: Wer auch immer mit der Absicht, nach Wissen zu streben, einem Weg folgt, dem wird Allah den Weg ins Paradies erleichtern“ (Al-Bukhari).

Bei muslimehelfen ist die Bildungsarbeit ein wichtiger Aspekt der Entwicklungshilfe und ist seit Jahren ein fester Bestandteil. Durch Bildung kann die eigene Persönlichkeit weiterentwickelt und ein Platz in der Gesellschaft gefunden werden. Sie ist der Schlüssel zur Teilhabe und in die Unabhängigkeit. muslimehelfen ist dankbar, Bildungsprojekte in langjähriger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen vor Ort und dank der großzügigen Spenden durchführen lassen zu können. Ein Teil der Bildungsarbeit wird im Folgenden dargestellt:

Muslimehelfen Primary School in Burundi

Laut einem Artikel von 2004, der in der digitalen Bibliothek von UNESCO erschienen ist, wird der Zugang von Kindern zu Bildung von vielen Faktoren bestimmt: u.a. Alter, Geschlecht, Familienstruktur und Haushaltsvermögen. Waise oder hilfsbedürftig zu sein, sind weitere einflussreiche Variablen. Waisen und hilfsbedürftige Kinder sind stärker von Mangelernährung und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen – Faktoren, die die Einschulung, Anwesenheit und Leistung in der Schule negativ beeinflussen. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Waisen und Nicht-Waisen, was den Schulbesuch betrifft. Durch den Verlust eines Elternteils fehlen den Familien oft die Mittel für Schulgebühren. Die Kinder bleiben zudem aufgrund von familiären Verpflichtungen der Schule fern. Dabei kann Bildung das Leben dieser Kinder signifikant verbessern. Neben der Aneignung von Qualifikationen und Wissen, kann laut dem Artikel die Schulbildung die psychosoziale Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen und eine sichere Umgebung in schwierigen Zeiten schaffen.

Die Muslimehelfen Primary School in Bujumbura, in Burundi, wurde in 2010 von unserer Partnerorganisation in Betrieb genommen, um für Waisenkinder, die sie unterstützen, ein Umfeld zu schaffen, was optimal auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt ist. Zunächst wurden vier Schulklassen angeboten, im Schuljahr 2012/2013 waren es sechs. Die burundische Regierung hatte entschieden, die Grundschulzeit von sechs auf neun Schuljahre zu erweitern. Es wurden Umbaumaßnahmen ergriffen und die Schule ausgebaut. Im zweiten Schulhalbjahr des Jahrgangs 2021-2022 sind es mittlerweile 210 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-6 sowie 80 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7-9, die an der Schule unterrichtet werden. Sie erhalten in den Pausen eine warme Mahlzeit mit einem Getränk, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Die Schüler und Schülerinnen der Klassen 1-6 werden zudem psychologisch betreut. Des Weiteren werden Kosten für Schulmaterialien, Gehälter von Lehrern und weitere Betriebskosten der Schule übernommen. Die Schüler und Schülerinnen der Klassen 7-9 erhielten Unterricht in den Fächern Englisch, Swahili, Chemie, Biologie, Französisch, Kirundi, Mathematik, Physik, Technologie und Computerwissenschaften, Geschichte, Gesellschaftskunde sowie Wirtschaft. Alle Neuntklässler haben ihre Prüfung zu 100% bestanden und können auf die weiterführende Schule wechseln, um ihr Abitur zu absolvieren, sofern ihre finanzielle Lage es zulässt. Unsere Partnerorganisation teilte uns mit, dass die Abschlussklasse der Muslimehelfen Primary School zu den Besten bei den Prüfungen gehört und den fünften Platz von 76 Schulen innerhalb des Großraums Bujumbura belegte. Die Leistungen der Schüler und Schülerinnen zeigen, wie optimal sie unterstützt werden. Die Schule hat das Ziel, den Waisenkindern eine bestmögliche schulische Bildung zu ermöglichen und sie in ihrer intellektuellen, sozialen, moralischen und psychologischen Entwicklung zu stärken. Die 16-jährige Jammilla bedankt sich dafür:

„Ich danke euch für eure Hilfe. Ich bekomme eine Schuluniform und Schulsachen, die es mir erlauben unter guten Bedingungen zu lernen. Ich esse in der Schule seit der ersten Klasse. Jetzt besuche ich die achte Klasse. Für all das möchte ich mich bedanken. Ihr werdet nicht müde, uns bei unserer Bildung zu unterstützen. Jetzt kann ich lesen, schreiben mit der Hilfe Allahs und eurer Unterstützung. Möge Allah euch mit dem Paradies belohnen, euch ein langes Leben gewähren und euch die Kraft geben, Waisen zu unterstützen.“

Bildung - ein Weg in die Unabhängigkeit
Burundi: Einblicke in den Klassenunterricht der Muslimehelfen Primary School in 2022

Berufsbildungsprojekte in Ruanda

„Rund 40 Prozent der ruandischen Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Jobs und Perspektiven für die junge Generation zu schaffen, ist nicht nur ein zentraler Beitrag zur Armutsbekämpfung, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftlichen Frieden, Sicherheit und Stabilität im Land.“, so das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Obwohl Ruanda in den vergangenen 20 Jahren signifikante Fortschritte in seiner Entwicklung erzielt hat, stehen laut UNICEF Familien dennoch vor großen Herausforderungen: Knapp 40% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und 16% erfahren extreme Armut, von der vor allem junge Menschen betroffen sind, deren Grundbedürfnisse nicht gedeckt werden können.

Berufsbildungszentren leisten hierbei einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung von jungen Menschen bei der Integration in den Arbeitsmarkt, der Eröffnung von Perspektiven und generell zur gesellschaftlichen Entwicklung. Das Berufsbildungszentrum Kwigira in Kigabiro im Distrikt Rwamagana, dessen Bau muslimehelfen finanziert hat und dessen Betrieb bis dato unterstützt, besteht seit Anfang 2014. Ziel des Zentrums ist es, arbeitslosen Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen, die ausreichendes Einkommen generiert, sodass sie aus ihrer Armut herausfinden. Das Berufsbildungszentrum wurde in 2019 um eine Schneiderei, eine Lehr- und Armenküche sowie um eine Bäckerei erweitert. Seit der Aufnahme des Berufsschulbetriebs konnten zahlreiche junge Menschen zum Bäcker, Koch, Schneider, Elektriker, Elektrotechniker, Installateur, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, zur Bürofachkraft und in Computergrundkenntnissen ausgebildet werden. Für das Lehrjahr 2021-2022 konnten 80 Lernende im Berufsbildungszentrum unterstützt werden. Ihre Studiengebühren wurden für das gesamte Lernjahr, welches von Anfang September 2021 bis Ende Juli 2022 lief, finanziert, sodass für sie keine Kosten entstanden sind – im Gegensatz zu den anderen Auszubildenden, die ihre Kosten selbst tragen müssen. Die Kursgebühren umfassen zudem die Gehälter des Schulleiters, der Kursleiter, sowie des Lehr- und Reinigungspersonals. Nach erfolgreichem Abschluss sind 55 junge Schneiderinnen und Schneider, 14 Wasserinstallateurinnen und Wasserinstallateure, 10 Elektroinstallateurinnen und Elektroinstallateure sowie 33 Köchinnen und Köche.

Oseé (17) bedankt sich für die Unterstützung:

„Ich möchte die Chance nutzen und muslimehelfen danken, dass sie uns die Möglichkeit gegeben haben zu lernen und unser Wissen durch die einjährige Ausbildung zu erweitern. Die Qualifikationen, die ich erworben habe, werden mir dabei helfen mein Leben und das meiner Familie zu ändern und mich dabei unterstützen, selbstbewusst in den Arbeitsmarkt einzutreten, weil ich weiß, dass ich all die benötigten Kompetenzen besitze. Gott segne euch.“

Ruanda: Freudige Momente während der Berufsausbildung der Wasserinstallateure

Computer-, Englisch-, und Nähkurse in Kambodscha

Weitere Bildungsarbeit wurde in Kambodscha geleistet. Dort konnte in 2021 der inzwischen elfte Computer- und Englischkurs erfolgreich umgesetzt werden. Von Januar 2021 bis Januar 2022 haben insgesamt 200 Schüler und Schülerinnen sowie Studenten und Studentinnen aus der Provinz Kratie im Alter von 13 bis 25 Jahren die Möglichkeit erhalten, Basisgrundwissen der englischen Sprache, sowie sich die Anwendung von Windows Explorer, Microsoft Word, Microsoft Excel und PowerPoint anzueignen. 100 Schüler und Schülerinnen haben im ersten Semester und die anderen 100 Schüler und Schülerinnen im zweiten Semester an dem Kurs teilgenommen, von Montag bis Sonntag. Während hier in Deutschland Kinder oftmals schon besser mit Handy, Tablet und Computer umgehen können als viele Erwachsenen und Englisch vielerorts schon in der Grundschule gelehrt wird, ist das in Kambodscha keine Selbstverständlichkeit. Das Königreich war lange Zeit unter französischer Kolonialherrschaft und Teil Französisch-Indochinas. Bis 1990 war das Lehren der englischen Sprache nicht einmal legal.

Für die jungen Menschen vor Ort ist dieses Angebot sehr hilfreich. Sie leben auf dem Land. In dörflichen Gegenden in Kambodschas werden derartige Kurse in der Regel nicht kostenfrei angeboten. Der erfolgreiche Abschluss ermöglicht es ihnen sich in ihrer weiteren schulischen und universitären Laufbahn weiteres Wissen anzueignen. Das wiederum ermöglicht später eine längerfristige Integrierung in den Arbeitsmarkt. Sobrina, 17 Jahre alt, sieht das so:

„Nachdem ich sechs Monate an diesem hilfreichen Kurs teilgenommen habe, konnte ich mir mehr Wissen aneignen und es für mein Studium, die Praxis und Forschung anwenden. Ich würde den Spendern vorschlagen, diesen Kurs fortzuführen, um unserer Generation den Zugang zu ermöglichen, sodass sie profitieren kann.“

Kambodscha: Erfolgreiche Absolventin des Computer- und Englischkurses, Sobrina, hält ihre Teilnahmeurkunde

Bei einem weiteren Bildungsprojekt in Kambodscha fiel die Wahl auf einen Nähkurs, da für den Erwerb von handwerklichen Kompetenzen auch Mädchen und Frauen mit einem niedrigen Bildungsstand berücksichtigt werden können. Zudem können sich Frauen in handwerklichen Kursen viele Fertigkeiten schneller aneignen als in anderen Bildungskursen, welche sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Bildung dauert in der Regel viele Jahre, handwerkliche Kurse hingegen nicht.

In diesem Sinne fand im Jahr 2021 zum zwölften Mal ein Nähkurs für Frauen in Krouchmar, in Kambodscha statt. Das Bildungsprojekt soll Frauen vor Ort in die Selbstständigkeit verhelfen, sie in die Lage versetzen, sich ihren Unterhalt selbst zu verdienen oder ihre Familien finanziell zu unterstützen.

Die Investition in die Förderung von Frauen führt laut UN Women direkt zu ihrer Gleichstellung, Armutsbekämpfung und Wirtschaftswachstum. Von einer Stärkung der Wirtschaft profitiert jede Gesellschaft. Für die Spender bedeutet dies, dass eine Spende zur Begünstigung eines Mädchens oder einer Frau führt. Die Begünstigte kann durch das Einkommen aus der Selbstständigkeit idealerweise Mittel in die Bildung und Gesundheit ihrer Kinder investieren. Durch die Bildung, die die Kinder genossen haben, können sie der nächsten Generation wiederum mehr bieten, die Gesellschaft profitiert und die guten Taten der Spender dauern an.

Die Nähkurse, die in zwei Semestern stattfanden, waren für die Teilnehmerinnen kostenlos und wurden von qualifizierten Schneiderinnen geleitet. Die Kurse vermittelten den Frauen Kompetenzen wie das Zuschneiden von Stoffen und das Entwerfen von Kleidungsstücken nach unterschiedlichen Schnittmustern. Am Ende des Nähkurses wurde allen erfolgreichen Teilnehmerinnen in Anwesenheit von verschiedenen politischen und muslimischen Persönlichkeiten eine Teilnahmeurkunde überreicht, wobei die zehn Besten für ihre besondere Leistung zusätzlich eine neue Nähmaschine einschließlich Zubehör erhielten. Zu den Teilnehmerinnen des zwölften Kurses gehört die 31-jährige Nasihahs aus der Provinz Tbong Khmum, die berichtet:

„Ich bin sehr glücklich darüber, sechs Monate an dem Nähkurs teilgenommen zu haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich durch diese Qualifikation eine bessere Stelle bekomme und mehr Geld verdienen kann. Ich danke muslimehelfen dafür, dass sie muslimischen Frauen die Möglichkeit gegeben haben, sich echte Kompetenzen anzueignen.“

Kambodscha: Nasihahs Weg in die Unabhängigkeit.

Blindenhilfe in Togo

In der UN-Behindertenrechtskonvention wird der Begriff „Menschen mit Behinderungen“, wie folgt, definiert: „Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“. Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) betont die in der Definition genannten, verschiedenen Barrieren und richtet den Appell an die Mitmenschen. Laut der Definition „zeichnet sich Behinderung weniger durch individuelle Eigenschaften wie zum Beispiel körperliche Beeinträchtigungen aus, sondern vielmehr durch Barrieren in der Umwelt und durch negative Einstellungen bei den Mitmenschen. Diese verhindern, dass Menschen mit Beeinträchtigungen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Kurz: Man ist nicht behindert, man wird behindert.“, so das BMZ. Die Zahl der Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern wäre zu niedrig eingeschätzt – die Dunkelziffer sei viel höher, da es an Mitteln für eine wissenschaftlich korrekte Erhebung mangle und „Menschen mit Behinderungen aufgrund von Stigmatisierung und Ausgrenzung in ihren Gesellschaften quasi unsichtbar bleiben“.

So geht es auch zahlreichen blinden und sehbeeinträchtigten Menschen in Togo. Manche von ihnen sind von Geburt an blind. Andere wiederum verlieren im Laufe ihres Lebens aufgrund einer Krankheit, durch Mangelernährung oder andere Komplikationen vollständig oder zum Teil ihr Augenlicht – wie der Leiter unserer Partnerorganisation, Ibrahim, in Togo. Er hat mit 14 Jahren eine starke Sehbeeinträchtigung entwickelt. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Bildung aufzugeben. Er hat einen Master der Soziologie und ist mittlerweile promoviert. Zudem ist er Universitätsmitarbeiter zur Betreuung behinderter Studenten. Außerdem leitet er unsere Partnerorganisation in Togo, die besonders behinderte Studenten und Studentinnen sowie Schüler und Schülerinnen unterstützt.

Bildung ist ein Grundrecht, ein Schlüssel zur Teilhabe und in die Unabhängigkeit, der vielen Menschen mit Behinderungen verwehrt bleibt. Um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, unterstützt muslimehelfen seit 2010 junge Menschen mit Sehbehinderungen- und beeinträchtigungen in einem Dorf bei Sokodé in Zentraltogo. Im Dezember 2013 wurde dort ein Blindenzentrum eröffnet, welches bedürftigen Kindern und Jugendlichen mit Sehbehinderungen den Zugang zu Bildung ermöglichen soll. Das Blindenzentrum verfügt über eine eigene Grundschule. Oft ist es der Mangel an Büchern und Lehrmaterial in Blindenschrift – Braille –, der den Zugang zu Bildung erschwert. Die Kinder erhalten Unterricht in der Blindenschrift und werden für den weiteren Bildungsweg außerhalb des Zentrums vorbereitet. Nachdem sie die Grundschule im Blindenzentrum erfolgreich abgeschlossen haben, wechseln sie auf die staatliche, weiterführende Schule im selben Ort, um ihren Schulabschluss zu machen. Nach erfolgreichem Abschluss an der weiterführenden Schule entschieden sich einige Schüler und Schülerinnen danach die Universität zu besuchen. Mittlerweile sind es sieben blinde und sehbeeinträchtigte Studenten und Studentinnen an der Universität in Lomé, deren Studiengebühren muslimehelfen übernimmt. Darunter fallen Semestergebühren sowie Kosten für die Unterkunft in Lomé, für Verpflegung und Lernmaterial. Die Semestergebühren und weitere Betriebskosten des Blindenzentrums wurden von Oktober 2021 bis März 2022 für sechs weitere Monate finanziert. Kosten für Lebensmittel, Strom, Hygienemittel, Medikamente, Arztbesuche, Braillepapier, Telefon- und Transportkosten sowie Kosten für die Gehälter von sechs angestellten Lehrern, einer Köchin, einer Reinigungskraft, eines Betreuers und eines Wachmanns wurden übernommen. Es konnten damit insgesamt 39 Schüler und Schülerinnen aus bedürftigen Familien unterstützt werden. Die 11-jährige Schülerin, Kadidja, bedankt sich für die Betreuung:

„Assalam alaikum. Ich bin sehr sehr glücklich über eure Aktivitäten in Togo. Und vor allem über eure finanzielle Unterstützung unseres Zentrums. Die vergangenen sechs Monate, die wir hier verbracht haben, waren Momente der Freude, weil uns alles zur Verfügung stand. Ich habe sehr gut gegessen und bequem unter einem Moskitonetz geschlafen. Unsere Lehrer sind sehr lieb zu uns und unterrichten uns sehr gut. Kurz gefasst: Ich bin sehr glücklich mit euch. Vielen Dank.“

Wir möchten uns bedanken im Namen von Jammilla, Oseé, Sobrina, Nasihahs und Kadidja und all den anderen, denen die Spender eine Perspektive und einen Weg in die Unabhängigkeit ermöglicht haben. Möge Allah es von allen annehmen.

Blindenzentrum 2021-2022: Chance auf ein selbstbestimmtes Leben
Blindenzentrum 2021-2022: Chance auf ein selbstbestimmtes Leben
Bildung – ein Weg in die Unabhängigkeit

Zugehöriges Projekt

Printmedien in einer digitalen Welt

Printmedien in einer digitalen Welt

Soufian El Khayari

Es gibt Momente im Leben, in denen man darüber reflektieren sollte, warum man gewisse Dinge so verrichtet, wie man sie bisher handhabt. Geht man etwa bestimmte Wege, weil man einfach daran gewöhnt ist und nicht seine Komfortzone verlassen will? Oder gibt es nicht womöglich andere Lösungen, die vielleicht sogar zweckdienlicher sind, um die einem gestellten Herausforderungen zu meistern?

Eine dieser Herausforderungen ist für uns die Kommunikation mit unseren Spendern und Interessierten, die wir in erster Linie verantwortungsbewusst darüber informieren wollen, wie die bisherigen Spenden eingesetzt wurden und was der Hintergrund der geleisteten Hilfsmaßnahmen ist. Darüberhinaus wollen wir auch regelmäßig dazu motivieren die Unterstützung fortzusetzen, damit wir handlungsfähig bleiben und die humanitäre Arbeit zu Gunsten von Bedürf- tigen auch zuverlässig weitergehen kann.

Zum Zwecke dieser Bestrebungen stehen uns wiederum verschiedene Mittel zur Verfügung, die häufig danach unterteilt werden, ob sie online oder offline verlaufen, wobei die Grenzen zwischen diesen beiden Sphären heutzutage immer mehr verschwimmen.

Der digitale Wandel der Gesellschaft

Während man beispielsweise einst seine Einkäufe im stationären Handel erledigte und ganz klassisch mit Geldscheinen und Münzen bezahlte, sind bereits seit einigen Jahren Kartenzahlungen die erste Wahl. Inzwischen wird es auch immer verbreiteter kontaktlos Zahlungen mit dem Smartphone oder gar mit einer Smartwatch mittels Near Field Communication (NFC) abzuwickeln.

Papierbons und Tickets werden digitalisiert in Apps entgegengenommen. Überhaupt sind Mobilgeräte für viele Menschen zum Dauerbegleiter geworden. Webseiten werden mehrheitlich von Smartphones aus abgerufen, Neuigkeiten werden über Soziale Netzwerke in kleinen Happen konsumiert und auch das Einkaufen verlagert sich für viele Nutzer auf Onlineshops. Auch Überweisungen und sonstige Bankangelegenheiten erfolgen mobil via Touchscreen, weil es dann doch für meisten deutlicher bequemer und flexibler ist, als die nächste Bankfiliale zu begrenzten Öffnungszeiten aufzusuchen, um dann ohnehin an die dortigen Automaten verwiesen zu werden.

Konventionelle Lesegewohnheiten geraten hingegen immer mehr in den Hintergrund. Menschen, die einst ihre Morgenzeitung lasen, versinken in ihren Smartphones und scrollen sich durch die jüngsten Schlagzeilen.

Auch im islamischen Kontext findet ein Wandel statt. So nutzen viele Gläubige als Beispiel unterwegs Koran-Apps, berechnen ihre Zakat online, googeln danach wann Ramadan ist, nutzen Apps zur Erinnerung an die Gebetszeiten und lesen islamische Literatur in elektronischer Form mittels eBook Readern.

Online-Spenden sind auf dem Vormarsch

Ob es nun um eine freiwillige Sadaqa, die Zakat, Kurban- Aufträge zum Opferfest oder um die Zakatul-Fitr im Ramadan geht. Spenden werden ebenfalls bevorzugt online getätigt und erleichtern die zuverlässige und schnelle Bearbeitung. Dazu kommen in unseren Prozessen Einflüsse von New Work Konzepten wie Mobiles Arbeiten, Tele-Arbeit, Videokonferenzen und weitestgehend papierlose Kommunikation.

Ein anschauliches Beispiel dafür sind unsere Zuwendungsbescheinigungen, die von muslimehelfen am Anfang des ersten Quartals des Folgejahres ab einer Gesamtspendensumme von 300 Euro automatisch per E-Mail an den Spender verschickt wird.

Für uns ist es daher inzwischen auch eine legitime Frage geworden, ob es noch zeitgemäß ist eine quartalsweise erscheinende Spenderzeitschrift klassisch in Papierform zu veröffentlichen und postalisch an unsere Leser zu verschicken.

Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Da wären zunächst die zuvor geschilderten Veränderungen in den Lesegewohnheiten der Menschen, wobei es dafür bereits genügen würde, wenn man beide Wege ermöglicht. Dies tun wir bereits seit geraumer Zeit.

So können nämlich, diejenigen die lieber online unter wegs sind auf digitale Fassungen unserer Spenderzeitschrift zurückgreifen, während klassische Leser die Papierform wählen können, wobei wir eine Tendenz hin zur elektronischen Fassung feststellen, was sicherlich auch mit dem zweiten Punkt zu tun hat: den Kosten.

Digital ist kosteneffizienter

Da alle unsere Ausgaben mit Spenden finanziert werden, stehen wir vor der stetigen Verantwortung möglichst wirtschaftlich vorzugehen und vermeidbare Kosten einzusparen und kostengünstigere Alternativen zu nutzen. Fakt ist, dass der Druck einer Zeitschrift mit einer Auflage von beispielsweise 25.000 Exemplaren und insbesondere der postalische Versand innerhalb Deutschlands, in die Schweiz und nach Österreich nicht gerade wenig kostet, wohingegen die Bereitstellung der gleichen Informationen online vergleichsweise kaum Kosten verursacht und somit mehr Spenden unmittelbar für die Bedürftigen verbleibt.

Auch unter ökonomischen Standpunkten sparen wir durch den Verzicht einer physikalischen Fassung CO2 ein. Ein weiterer Punkt, der häufig ignoriert wird, ist außerdem die Entsorgung von obsoleten Ausgaben. Dieser Müll lässt sich durch die Digitalisierung ebenfalls vollständig vermeiden.

Aber nicht jeder ist online unterwegs

Ein oft eingebrachter Einwand gegen den vollständigen Wechsel vom Printmedium hin zu einer rein digitalen Ausgabeist, dass nicht jeder im Internet unterwegs ist, was zugegebenermaßen eine gewisse Barriere insbesondere für ältere Menschen erzeugen kann. Wobei auch ältere Menschen immer technikaffiner werden, wodurch sich die Frage stellt, ob man die Kosten einer gedruckten Ausgabe noch mit einer immer kleiner werdenden Gruppe rechtfertigen kann.

Fazit

Dieser Gedankengang ist es, der uns dazu gebracht hat, bei dieser Ausgabe unserer Spenderzeitschrift testweise erstmals gänzlich auf den Druck und den Versand zu verzichten und den Inhalt ausschließlich online zu veröffentlichen oder wie man heutzutage sagt „digital only“ anzubieten.

Da du diesen Artikel bis hier hin gelesen hast, nehmen wir an, dass Du dies ähnlich siehst. Wir würden uns daher freuen, wenn Du uns auf dem Weg der Digitalisierung unterstützt und entweder diesen Beitrag oder auch die vollständige Ausgabe unserer digitalen Zeitschrift mit Deinem bevorzugten Netzwerk teilst.

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