Wie die Medien das Spendenverhalten beeinflussen

Soufian El Khayari
Bangladesch: Ein Rohingya-Flüchtling beim Erhalt der Hilfsgüter nach einer Brand- katastrophe.

Die selektive Wahrnehmung von Not- und Katastrophenhilfe ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen. Eine merkliche Spendenbereitschaft ist in der Regel bei medienwirksamen Ereignissen vorhanden, während über viele andere Notlagen gar nicht oder nur am Rande berichtet wird. Dies kann dazu führen, dass es Hilfsorganisationen wie muslimehelfen nicht leicht haben die notwendigen Mittel zu sammeln, um den Opfern von Naturkatastrophen oder anderen Krisen zu helfen, die gerade wenig mediale Aufmerksamkeit erhalten.

Ein Beispiel hierfür ist die Situation in der Ukraine über die vergleichsweise viel berichtet wird. Die Schlagzeilen wiederum führen verständlicherweise zu einer hohen Spendenbereitschaft, wodurch wir ebenfalls dort helfen konnten. Es gibt aber auch viele andere Länder, in denen die Not der Menschen unbemerkt bleibt oder in Vergessenheit gerät.

Ein treffendes Beispiel dafür ist die Situation der Rohingya. Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die seit Jahren systematisch verfolgt wird. Die Lage ist so prekär, dass Hunderttausende von ihnen aus Myanmar geflohen sind und sich in Flüchtlingslagern in Bangladesch niedergelassen haben. Trotz der enormen Herausforderungen, mit denen die Rohingya konfrontiert sind, wird inzwischen über ihre Situation nur noch sporadisch berichtet.

So war beispielsweise die Berichterstattung über den verheerenden Brand in einem Flüchtlingslager der Rohingya Anfang März 2023 vergleichsweise gering. Obwohl durch das Feuer 10.000 Menschen obdachlos wurden und 2.000 provisorische Unterkünfte abbrannten, war das mediale Interesse an der Notlage der Rohingya gering. Dadurch ist es für Hilfsorganisationen wie uns auch schwieriger geworden, die notwendigen Mittel für die Unterstützung der Betroffenen aufzubringen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir bei muslimehelfen keine länderspezifischen Spendenmöglichkeiten anbieten, sondern fondsbasiert arbeiten. Statt für bestimmte Länder zu spenden, wird somit allgemein für die Not- und Katastrophenhilfe gespendet und die Projektmittel werden dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden.

Eine Ursache für die selektive Wahrnehmung von Not- und Katastrophenhilfe könnte auch darin liegen, dass Konflikte und Naturkatastrophen in bestimmten Ländern, die geopolitisch bedeutsam sind oder starke Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, mehr Aufmerksamkeit erhalten als Krisen in teils politisch weniger bedeutenden Ländern.

Ein weiterer Faktor könnte sein, dass manche Krisen komplexer sind als andere und schwieriger zu lösen sind. Jahrzehntelange, politisch motivierte Konflikte lassen sich nicht so einfach beenden wie Naturkatastrophen, die in der Regel schnelle Hilfe erfordern. Die Komplexität mancher Krisen kann daher dazu führen, dass sie von den Medien vernachlässigt werden.

In jedem Fall ist es wichtig, dass wir als Muslime nicht vergessen, dass es viele Menschen gibt, die dringend Hilfe benötigen. Wir erinnern daher daran, dass Hilfe auch in weniger medienwirksamen Krisen genauso notwendig ist wie bei den Krisen, die regelmäßig die Schlagzeilen dominieren. Es braucht Menschen wie Dich: Menschen, die hinsehen, und entschieden handeln. Unabhängig von der weltwirtschaftlichen Bedeutung oder der Komplexität eines Problems wollen wir helfen, wenn Menschen in Not sind. Dabei sind wir auf Deinen Beitrag angewiesen.

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